Die S-Bahn Verkehrsplanung für die Reichshauptstadt "Germania"


Am 14. Juni 1938 legte Adolf Hitler mit dem Grundstein des Hauses des deutschen Fremdenverkehrs am zukünftigen Runden Platz auch den Grundstein für den Umbau der Reichshauptstadt. Nachdem der Generalbauinspektor (GBI) Albert Speer die Pläne für die städtebauliche Umgestaltung Berlins vorgelegt hatte, begannen die Arbeiten zunächst auf 16 Großbaustellen.

Lageplan 1938

Schematischer Lageplan der 1938 begonnenen Großbauten in Berlin

Der Umbau Berlins zur Reichshauptstadt "Germania" bedeutete vorrangig auch den Umbau von Verkehrsanlagen, der im folgenden näher erläutert werden soll.

Der Umbau der Straßen

Berlin sollte von zwei Prachtstraßen durchschnitten werden, die sich in der Innenstadt im nördlichen Tiergarten kreuzten. Die Ost-West-Achse führt etwa im heutigen Verlauf der Bundesstraße 5 von Osten über den Alexanderplatz, Brandenburger Tor, Charlottenburger Tor, Heerstraße bis vor Wustermark.

Haupstraßennetz

Das geplante Hauptstraßennetz der Reichshauptstadt. Ein Achsenkreuz (rot und blau) mit vier Ringstraßen (grün, gelb, braun und pink).
Die Achsen reichen bis an den Autobahnring, ebenso wie die verlängerte AVUS

Die Nord-Süd-Achse verläuft grob der heutigen Bundesstraße 96 folgend vom südlichen Berliner Autobahnring bei Rangsdorf, über Marienfelde, Schöneberg (Südbahnhof, heute Südkreuz), Runder Platz (heute Kulturforum), "Halle des Volkes" (heutige Lage des Berliner Hauptbahnhofes), neuer Nordbahnhof (heute der Bahnhof Wedding), Wittenau an den nördlichen Autobahnring.
Zusätzlich zum Berlin umspannenden Autobahnring sollte die Innenstadt von vier Stadtschnellstraßen umkreist werden. Größtenteils wurde in den Planungen die vorhandene Struktur der Stadt verwendet.

Mit der Bauentwicklung entlang der großen Straßen hätte sich eine neue Stadtstruktur herausgebildet. Schon 1938 standen einige Eckpunkte dazu fest. So sollte die Bebauung durch ihre Gebäudehöhen entlang der Achsen den städtebaulichen Höhepunkt Berlins bilden. Seitlich der Achsen sollte die Bebauung abfallen und schließlich an den jeweils entferntesten Punkten zwischen den Achsen in Kleingärten und Grünanlagen übergehen. Zusätzlich sollten die Grünflächen radial möglichst weit in den Stadtkern geführt werden. Aus der Luft betrachtet ergäbe dies ein Bild von einer Stadt in Form eines Kreuzes.

Achsenkarte

Rot: Ost-West-Achse, Blau: Nord-Süd-Achse, Grün: 1. Straßenring, Gelb: 2. Straßenring

Die Ost-West-Achse hätte eine Länge von etwa 50 Kilometer. Die Nord-Süd-Achse hat eine Länge von 38,5 Kilometer. Der Abschnitt vom Südbahnhof zum damaligen Königsplatz (heute Platz vor dem Reichstag) beträgt 5,5 km. Nördlich des Königsplatzes sollte die große "Halle des Volkes" (Versammlungsbau) errichtet werden. Etwas weiter südlich, an der heutigen Straße des 17. Juni vor dem sowjetischen Ehrenmal, wäre die Kreuzung der beiden Achsen realisiert worden.

Um eine "reibungslose" Verwirklichung der Planungen zu verwirklichen, hatte der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler die Befugnisse des Generalbauinspektors Albert Speer durch zwei Erlasse vom 20. Januar 1938 wesentlich erweitert.


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Autor:
Markus Jurziczek

Quelle:
Verkehrstechnik Heft 3/1938, Heft 8/1938, Heft 12/1938

weiterführende Quellen, Buchtipps und Links:
Eisenbahn-Größenwahn in Berlin; Bernd Kuhlmann, Verlag GVE, 2005
Netzplan zum Buch Eisenbahn - Größenwahn in Berlin; DBV, 2005
Architekturgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

letzte Änderung:
26. Oktober 2008

Veröffentlichung:
26. Oktober 2008

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