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Wenn man sich mit der Geschichte der Berliner S-Bahn befasst, dann kommt man an einem Zeitdokument nicht vorbei. Der Film "Berliner Stadtbahnbilder" porträtiert auf sehr eindringliche Weise den Zustand und Niedergang der S-Bahn in Westberlin. 1980/81 drehte Regisseur Alfred Behrens, teilweise mit verborgener Kamera, diesen Film, der bis heute nichts an Intensität und Authentizität verloren hat. |
Zum 30jährigen Firmenjubiläum der Basis-Film Verleih GmbH Berlin gibt es nun endlich diesen Film auf DVD. Zum Bestellen klicken Sie bitte hier. |
Eine DVD, die bei keinem S-Bahnfan fehlen sollte! |
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Im Vorfeld der Veröffentlichung sprachen wir am 19. März 2004 mit Regisseur Alfred Behrens über diesen besonderen Film.
Das gesamte Interview können sie hier im PDF-Format nochmals herunterladen. Entweder als A4-Ausdruck oder als A5-Ausdruck für ihre DVD-Box.
Über die Entstehung des Projektes
Alfred Behrens:
Ich bin ein Hamburger Kind, mein Großvater war Oberrangiermeister auf dem Güterbahnhof in Altona. Die Hamburger S-Bahn fuhr durch unser Blickfeld und ich bin mit ihr gefahren. Ich kam 1963 nach Berlin und bin mit S- und U-Bahn und mit den Bussen gefahren, um die Stadt kennen zulernen. Meine Freundin wohnte in Moabit, ich kaufte mir einen Fotoapparat und fotografierte den S-Bahnhof Beusselstraße, weil ich das interessant fand. 1967 ging ich nach London und habe mir 1970 die erste Super 8 - Kamera gekauft und die Londoner U-Bahn gefilmt. Zurück in Deutschland drehte ich dann erste Aufnahmen der Westberliner und der Ostberliner S-Bahn. Mein Reisepass war ausgestellt von der Deutschen Botschaft in London, dadurch konnte ich relativ problemlos von Westberlin nach Ostberlin gehen. Ich drehte am S-Bahnhof Erkner einige Szenen. Unten auf der Straße fuhr eine russische Kolonne vor und ich versteckte meine Kamera.
Mit meinem Freund Volker Noth, von Beruf Grafiker, beschloss ich, sonntags mit den Kindern systematisch die Bahnhöfe zu fotografieren. Dabei kam mir im Jahre 1979 der Gedanke, darüber auch einen Film zu machen. Der Ullstein-Verlag brachte unseren ersten Bildband heraus.
Ich schrieb ein Exposè von ungefähr zehn Seiten und schickte dies an die Redaktion "Kleines Fernsehspiel" beim ZDF. Ich bekam sehr schnell eine Rückantwort. Ich trat mit dem Projekt an die Produzentin Clara Burckner von Basis-Film heran, die das Konzept sehr interessant fand.
Als wir anfangen wollten zu drehen, kam uns der S-Bahn Streik 1980 in die Quere. Wir hatten noch keine Dreherlaubnis und telefonierten deshalb mit der Reichsbahndirektion in Ost-Berlin. Ein Mitarbeiter sagte uns: "Ich bin nicht befugt Westgespräche zu führen". Wir bekamen also keine Zusage und so machte ich mich mit Clara Burckner auf in die Wilhelm-Pieck-Straße zum Sitz der Reichsbahndirektion. Auch dort bekamen wir keine Zusage, so dass für Clara Burckner das Projekt so gut wie zu Ende war, da uns das ZDF niemals ohne Drehgenehmigung die Produktion ermöglichen würde. Ich beharrte jedoch auf dem Film, nahm ein Exemplar meines Buches "Berliner Stadtbahnbilder" und ging zum Justiziar des Schriftstellerverbandes. Ich bat ihn, ein kurzes Gutachten zur Urheberrechtssituation zu schreiben.
Dieses anderthalb seitige Gutachten schickte ich nach Mainz. Die Justiziare des ZDF überprüften es, sie befanden es für gut und das Geld wurde für die Produktion freigegeben.
Für die Kamera beauftragte ich Jürgen Jürges. Durch den vorangegangenen Streik drohte der Verkehr von heute auf morgen eingestellt zu werden, so dass wir schnellst möglichst anfingen zu drehen.
Wir fingen also an, ohne richtiges Team die Dreharbeiten zu beginnen, nur der Kameramann und ich als Regisseur.
Wir drehten 5 Tage im Dezember. Mit Jürgen Jürges lag ich am S-Bahnhof Papestraße im Schnee und wir filmten die Leute, die uns nicht bemerkten. Da ich noch mit zwei anderen Projekten beschäftigt war, drehten wir immer dann, wenn der Kameramann und ich Zeit hatten. Später kam noch ein Tonmann hinzu und wir nahmen dann auch Töne auf.
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