Zur Tarifentwicklung bei der Berliner S-Bahn

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Der Berliner S-Bahntarif hat seine Wurzeln im 1886 geschaffenen gemeinsamen Tarif für die Stadt- und Ringbahn. Am 1. Oktober 1891 wurde dieser überarbeitet und auf die angrenzenden Vorortstrecken ausgedehnt. Die Prinzipien, die dem Tarif zugrunde lagen wurden mehrfach verändert, mal gab es zonenorientierte, mal entfernungsabhängige Preise, meist waren sie recht komplex (so gab es zum Ende der dreißiger Jahre nicht weniger als 28 Preisstufen). Als am 1. Dezember 1930 der Begriff "S-Bahn" eingeführt wurde, bezeichnete er nicht so sehr ein spezifisches Verkehrsmittel, sondern tatsächlich die Summe aller Bahnen, die zum Berliner S-Bahntarif genutzt werden konnten.


Bild: Fahrkarte 1 Bild: Fahrkarte 2 Bild: Fahrkarte 3 Bild: Fahrkarte 4

Vor Einführung der Bezeichnung "S-Bahn" trugen die Fahrkarten die Aufschrift "Nicht für Fernzüge".
Bis 1944 war die Fahrpreisberechnung äußerst kompliziert und die Kartensorten vielfältig

Im Folgenden wird die Entwicklung seit Ende 1944 genauer betrachtet. Zu diesem Zeitpunkt umfasste das Tarifgebiet folgende Strecken:

1. Oktober 1944:

Einführung des "Kriegstarifs", bestehend aus acht Preisstufen. Zur Vereinfachung des Tarifsystems wird der S-Bahnbereich in sechs starre Zonen eingeteilt: Um eine Innenzone (Zone 0) herum, welche die Stadtbahn, Nordsüd-S-Bahn und Ringbahn umfasst, liegen ringförmig die Zonen 1 bis 5, wobei letztere nur noch den Bahnhof Fürstenwalde (Spree) beinhaltet. Eine Fahrkarte der Preisstufe (Ps) 1 gilt für eine Fahrt durch ein bis zwei Zonen, jede höhere Preisstufe für jeweils eine weitere Zone. Für Fahrten, die mehr als neun Zonen umfassen, gilt die Ps 8 als Obergrenze.

Eine Sonderregel besteht für "über-Eck-Verkehre": Liegen bei einer Fahrt bis zu zwei aufeinander folgende Bahnhöfe in einer eigenen Zone, so wird diese bei der Preisstufenbildung nicht angerechnet (sehr wohl jedoch die anschließend erneut befahrene Zone). So gilt bspw. für eine Fahrt von Südende nach Schlachtensee via Schöneberg die Ps 2, da drei "relevante" Zonen (1, 1, 2) durchfahren werden und die Innenzone (2 Stationen) unberücksichtigt bleibt. Die Fahrpreise der Preisstufen sind folgendermaßen:


Bild: Fahrkarte 5 Bild: Fahrkarte 6 Bild: Fahrkarte 7

Durch den Kriegstarif wurde die Preisermittlung einfacher und es konnten sehr viele Fahrkartensorten eingespart werden.


Preisstufe gültig für ... Zonen 3. Klasse (RM) 2. Klasse (RM) 10 Fahrten 3. Klasse (RM)
1 1 - 2 0,20 0,40 1,50
2 3 0,30 0,60 2,00
3 4 0,50 1,00 3,50
4 5 0,70 1,40 5,00
5 6 1,00 2,00 7,00
6 7 1,10 2,20 -
7 8 1,20 2,40 -
8 9 und mehr 1,30 2,60 -

6. Juni 1945:

Wiederaufnahme des S-Bahnbetriebs nach Kriegsende, der alte Tarif gilt weiter, aber es werden keine Sammelkarten und Zeitkarten mehr angeboten

1. April 1946:

Wiedereinführung von 10-Fahrten-Karten, jetzt ohne Preisnachlaß.

1. November 1946:

Abschaffung der 2. Wagenklasse, Wiedereinführung von Monats- und Schülermonatskarten zu höheren Preisen.


Preisstufe Einzelfahrkarten (RM) Sammelfahrkarten (RM) Monatskarten (RM) Schülermonatskarten (RM)
1 0,20 2,00 10,00 5,00
2 0,30 3,00 15,00 7,50
3 0,50 5,00 25,00 12,50
4 0,70 7,00 35,00 17,50
5 1,00 10,00 40,00 20,00
6 1,10 - 45,00 22,50
7 1,20 - 50,00 25,00
8 1,30 - 55,00 27,50

Preistafel gültig ab 1. November 1946.


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