telegrafisches Kurzzeichen: | BHAL, vormals Hal |
erster Bahnhof eröffnet: | 15. November 1877 (als Grunewald) |
erster Bahnhof geschlossen: | 20. Mai 1884 |
jetziger Bahnhof eröffnet: | 20. Mai 1884 |
elektrischer Betrieb seit: | 6. November 1928 |
Zugverkehr eingestellt: | 18. September 1980 |
Zugverkehr wieder aufgenommen: | 17. Dezember 1993 |
Station liegt an der | Ringbahn |
Charlottenburg | |
Westkreuz (Ringbahn) | Hohenzollerndamm |
Am 15. November 1877 wurde die Station unter dem Namen Grunewald eröffnet. Sie lag damals in Höhe der heutigen Kehranlage und westlich der Brücke der Paulsbornstraße [1]. Wenige Jahre später, am 20. Mai 1884, wurde der Bahnhof wieder geschlossen und in heutiger Lage wiedereröffnet. Zwei Mittelbahnsteige sowie ein Empfangsgebäude dienten nun dem Betrieb auf der Ringbahn. Östlich des ehemaligen Standortes befand sich um die Jahrhundertwende eine "Anlage zur Überführung von Leichen" [2]. Hier wurden über ein separates Ladegleis die Körper der Verstorbenen angeliefert. Die Aufstellungsräume konnten bis zu 30 Särge aufnehmen [3].
Lageplan des "Leichenbahnhofes".
Repro aus: Zentralblatt der Bauverwaltung; Nr.40 vom 21. Mai 1913.
Am Dienstag, dem 6. November 1928 wurde der elektrische S-Bahnbetrieb aufgenommen. Im südöstlichen Gleisfeld - ungefähr in Lage des ersten Bahnhofes - bestand eine viergleisige Kehranlage. Der Bahnhof gilt inoffiziell als der Geburtsort des Begriffes "S-Bahn": der damalige Stationsvorsteher soll angeblich im Dezember 1930 den Begriff und das S-Bahnzeichen geprägt haben.
Mit der Rückkehr des Zweiten Weltkrieges an seinen Ursprungsort wurde nicht nur der S-Bahnverkehr vorübergehend eingestellt, auch das Empfangsgebäude erlitt zuvor noch Treffer. Es blieb die nächsten Jahre trotz fehlenden Daches weiterhin als Ruine stehen, bevor man sich 1958 entschloß, das Gebäude abzureißen. An seine Stelle trat zwei Jahre später ein Neubau im Stile eines Pavillons.
Die südöstlich liegende, viergleisige Kehranlage verlor Ende der 1960er Jahre ihr Abstellgleis 5. Dafür war der nebenan liegende achtgleisige Güterbahnhof bis in die 1990er Jahre in Betrieb.
Am nördlichen Bahnhofskopf befindet sich das mittlerweile stillgelegte Stellwerk Hal. Dieses regelte neben dem Fernbahnverkehr auch die Züge der Ringbahn, inklusive der Züge, die über die Südringkurve von und nach Charlottenburg fuhren.
Im September 1980 begannen hier die ersten S-Bahner sich dem Zweiten Reichsbahnerstreik anzuschließen. Daraufhin blieben an den Bahnsteigen alsbald die ersten S-Bahnzüge stehen, auch die Triebwagenpersonale schlossen sich dem Streik an. Überliefert ist, dass diese Personale die Hauptsicherung der "Stadtbahner" entfernten, die somit aufgrund dieses fehlenden Stromverbindungselementes nicht mehr ohne Weiteres bewegt werden konnten.
Blick in Richtung Westen:
Da seit September 1980 weder auf der Ringbahn noch auf der Verbindungsstrecke zur Stadtbahn keine Züge mehr verkehrten, rosteten die Gleise vor sich hin (1983).
Nach dem Ende des Streikes nahm die DR den Verkehr nicht wieder auf. Bahnhof, Gleise und Signalanlagen verrotteten und fielen dem Vandalismus zum Opfer.
Im Jahre 1984 wurden der BVG die Betriebsrechte der S-Bahn in Westberlin übertragen. Zwar stellte man eine Wiederinbetriebnahme der Ringbahn in Aussicht, jedoch nicht vor Mitte der 1990er Jahre. Zwei Bürgerbegehren Ende der 1980er Jahre, der Wahlkampf 1988/89 sowie der Fall der Berliner Mauer begünstigten einen schnelleren Inbetriebnahmetermin. Im gleichen Zeitraum fanden in der Senatsbauverwaltung Überlegungen statt, die Gleisanlagen des Bahnhofes zu überdeckeln. Insgesamt sollten hier zwischen 1.300 und 1.600 Wohnungen [4] neu entstehen. Das Projekt verlief sich in den kommenden Jahren...
Seit dem 17. Dezember 1993 fahren nun wieder die S-Bahnen den Bahnhof Halensee an. Von den ehemals zwei Bahnsteigen blieb nach erfolgter Sanierung nur ein Bahnsteig übrig, von den ehemals vier Gleisen der Kehranlage blieb ebenfalls nur noch eines übrig. Das erst 1960 eröffnete Bahnhofsgbäude wurde wenige Wochen zuvor - angeblich aus statischen Gründen - abgerissen. Auch von der vormals zweigleisigen Verbindungsstrecke nach Charlottenburg blieb nur ein Gleis übrig.
Charlottenburg | |
Westkreuz (Ringbahn) | Hohenzollerndamm |
Autor:
Mike Straschewski
Quellen:
[1] Webseite: www.luise-berlin.de
[2] Anlage zur Überführung von Leichen bei Bahnhof Berlin-Halensee; Zentralblatt der Bauverwaltung; Nr.40 vom 21. Mai 1913
[3] ebenda
[4] Noch mehr Stadt; taz-Berlin vom 13.8.1988
weitere Quellen und Buchtipps:
Berlins S-Bahnhöfe; Jürgen Meyer-Kronthaler/Wolfgang Kramer, be.bra Verlag, 1998
weiterführende Links:
Der Bahnhof bei Google Maps
Veröffentlichung:
26. Oktober 2008
letzte Änderung des Textes: 1. Dezember 2007