In den fünfziger Jahres des letzten Jahrhunderts verschärften sich die Interessenskonflikte zwischen den beiden deutschen Staaten und damit auch zwischen Ost- und Westberlin. Am 26. Mai 1952 erläßt die DDR-Regierung die "Maßnahmen für die Verstärkung der Grenzsicherung". Westberliner durften seitdem die Berliner Stadtgrenze nicht mehr ohne Sondergenehmigung passieren. In diesem Zusammenhang musste die Deutsche Reichsbahn (DR) Kontrollbahnhöfe einrichten. Einer davon war Schönfließ, er wurde im Mai 1953 eröffnet und diente dem Kontrollieren von Reise- und Güterzügen.

Einfahrt aus östlicher Richtung in den Bahnhof Schönfließ:
Zwei Seitenbahnsteige für den S-Bahn und Fernverkehr sowie zwei Durchfahrtsgleise bildeten jahrelang den Bahnhof (um 1983).

Wenige Monate später, am 4. Oktober 1953 wurde der Bahnhof auch für Reisende freigegeben. Bis kurz nach dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 verkehrten hier nur Personenzüge der DR. Da aufgrund der Absperrmaßnahmen der Verkehr auf der Nordbahn zwischen Frohnau und Hohen Neuendorf unterbrochen worden war, fuhren die S-Bahnzüge zwischen letzterem Bahnhof und Oranienburg in einem Inselbetrieb hin und her. Um einen Anschluß an das (Ost-)Berliner S-Bahnnetz herzustellen, rüstete die DR in nur 72 Tagen (!) den Streckenabschnitt Hohen Neuendorf - Abzweig Karow West (dieser liegt ca. 1.200 Meter nördlich des Bahnhofes Blankenburg) mit Stromschienen und Weichen aus. Ab dem 19. November 1961 gab es wieder eine durchgehende S-Bahnverbindung von Oranienburg nach Berlin. Der Hauptteil der hier ein- und aussteigenden Fahrgäste kam als Umsteiger mit dem Reiseverkehr aus dem Berliner Umland an. Auch das namensgebende Örtchen Schönfließ steuerte ein paar Fahrgäste bei.

S-Bahn- Reise- und Güterzüge fuhren nun im Gemeinschaftsbetrieb auf diesem (ab Schönfließ) ca. 11 Kilometer langen Gleisabschnitt. Dabei machten sich die unterschiedlichen Zugsysteme bemerkbar: bei Verspätungen oder Störungen übertrugen sich diese sofort in das S-Bahnnetz. Die DR sann um Abhilfe und begann Anfang der 1980er Jahre mit der Trennung von S-Bahn- und Fernverkehr. Am 20. September 1982 ging der neu errichtete Mittelbahnsteig eingleisig für Züge in Richtung Berlin in Betrieb. Knappe zwei Jahre später, am 31. August 1984 um 22.00 Uhr [1] wurde der Gemeinschaftsbetrieb aufgehoben. Am 2. September 1984 um 18.00 Uhr [2] erfolgte die Neuinbetriebnahme der gesonderten S-Bahngleise zwischen dem Abzweig Karow West und Schönfließ.

Am 20. September 1982 wurde der neue Mittelbahnsteig für die S-Bahn mit nur einem Gleis in Betrieb genommen.
Das im Bild vordere Bahnsteiggleis 8 wurde am 3. Juni 1984 seiner Bestimmung übergeben (um 1985).

Nach dem Fall der Mauer am 9. November 1989 nahm die Zahl der Fahrgäste stetig ab. Mit der Wiedereröffnung des Streckenabschnittes Frohnau—Hohen Neuendorf am 31. Mai 1992 verloren Strecke und Bahnhof endgültig an Bedeutung. Der Bahnhof Schönfließ ist heute die Station der Berliner S-Bahn, die das geringeste Fahrgastaufkommen aufweist. Seit dem Jahresfahrplan 2007/08 [3] verkehren in den Abendstunden die Züge nur noch im 40 bzw. im 60-Minutentakt, derzeit (2014) im 60-Minutentakt zwischen Blankenburg und Hohen Neuendorf.

letzte Änderung des Textes: 12. April 2008

Bilderseite für Schönfließ

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