Titel: | Der elektrische Betrieb auf der Berliner S-Bahn Band 3: Zehn dramatische Jahre – 1937 bis 1946 |
Autor: | Wolfgang Kiebert |
Verlag: | Bernd Neddermeyer |
Erschienen: | November 2013 |
ISBN-Nummer: | 978-3-933254-20-7 |
Hatte die Berliner S-Bahn mit der Eröffnung des nördlichen Abschnitts der Nordsüd-S-Bahn bis zur Station Unter den Linden und den XI. Olympischen Sommerspielen einen vorläufigen betrieblichen Höhepunkt erreicht, so war sie nur neun Jahre später nach einem kriegsbedingten beispiellosen Niedergang im April 1945 am Tiefpunkt ihrer Geschichte angelangt. Statt sportbegeisterter Fahrgäste „bevölkerten“ im Frühsommer 1945 Soldaten der Roten Armee den S-Bahnhof Reichssportfeld. Der Tunnel der Nordsüd-S-Bahn, am 8. Oktober 1939 feierlich eingeweiht anlässlich der Aufnahme des durchgehenden Betriebs zwischen Oranienburg und Wannsee, stand Anfang Mai 1945 in voller Länge unter Wasser. Statt S-Bahnfahrten in das Berliner Stadtzentrum fanden ab September 1945 Inspektionsfahrten per Ruderboot oder Ponton im Bereich der S-Bahnhöfe Stettiner Bahnhof und Anhalter Bahnhof in Begleitung von Ärzten und Journalisten statt.
Den Werdegang vom einstmals vorbildlichen Nahverkehrsmittel in den 1930er Jahren bis zum totalen Zusammenbruch als Folge des Zweiten Weltkriegs zu schildern, darin besteht die Aufgabe des vorliegenden Bandes aus der S-Bahn-Chronik.
Rezension:
Nach langen Warten geht nun die auf zehn Teile konzipierte Reihe „Der elektrische Betrieb auf der Berliner S-Bahn“ weiter. Im gerade erschienen Band 3 „Zehn dramatische Jahre – 1937 bis 1946“ beleuchtet der Autor die Berliner S-Bahn im unrühmlichsten Kapitel der deutschen Geschichte.
Da das Werk im Jahre 1937 beginnt und der Bau des Nordsüd-S-Bahntunnels zu jener Zeit das beherrschende S-Bahnthema war, widmet sich der Autor umfangreich dem Tunnelbau und auch den Beschaffungen der zukünftigen Fahrzeugflotte. Je länger der Krieg ging, desto schwieriger konnte die Reichsbahn Ersatzteile beschaffen oder Fahrzeuge umbauen.
Mehrere Kapitel befassen sich mit dem Umbau und der Erweiterung der Berliner Bahnanlagen. Entsprechend aufgefundene Dokumente spiegeln die damaligen Ideen der Planer wider. Den Kriegseinwirkungen ist der hintere Teil des Buches gewidmet. Vielfache Dokumente aus jener Zeit, teils zitiert, lassen die Zerstörungen für sich sprechen. Was leider nicht bzw. nur wenig angesprochen wird sind die Stillegung der Nordringkurve bei Witzleben wie auch die Zerstörung des S-Bw Westend. Bei der Flutung des Tunnels wurde die Schadstelle an der Spree ausgelassen. Nicht erwähnt sind die Vorbereitungen zum Luftschutz (abgesehen von der Verdunklung und den Sicherheitsbügeln) einschließlich der Splitterschutzhäuschen auf vielen S-Bahnhöfen und die Vorbereitungen unmittelbar vor einem Luftangriff und die Betriebsführung danach. Leider auch kein Thema: Kriegsgefangenentransporte mit der S-Bahn.
Alles in allem ist das Buch nur zu empfehlen. Die Aufmachung, die ordentliche Bild- und Dokumentendarstellung sowie auch die Vielzahl an Plänen, (hier sei besonders die Doppelseite 26/27 hervorgehoben) Bildern und Dokumenten machen das Buch lesenswert.