telegrafisches Kurzzeichen: | BAGL, vormals Agl, Al |
eröffnet: | 1. Januar 1940 (als Betriebsbahnhof, ohne Personenbeförderung) |
für den Personenverkehr freigegeben: | 26. Juli 1948 (keine ständigen Verkehre bis 1962) |
elektrischer Betrieb seit: | 26. Februar 1962 |
Station liegt an der | Flughafen-S-Bahn |
Adlershof | Grünbergallee |
Für die von der Anhalter Bahn von Großbeeren bis Teltow parallel verlaufende und hier abzweigende, über Berlin-Wuhlheide bis zur Einbindung in die Stettiner Bahn bei Berlin-Karow vorgesehene Strecke prägte man den Begriff "Vorläufiger Güteraußenring" (VGAR), der möglichst schnell und kostensparend zu errichten war: in Geländehöhe mit niveaugleichen Bahnübergängen, um umfangreiche Erdarbeiten zu vermeiden. Dies führte zu Radien von minimal 300 Metern und zu starken Steigungen, notwendige Brücken entstanden als sogenannte Dauerbehelfe, die zu Langsamfahrstellen führten. Entgegen der ursprünglichen Planung baute man den vorläufigen GAR nur eingleisig aus. Einer der Abschnitte wurde zwischen Teltow und Biesenhorst mit zwei Anschlüssen an die Ostbahn bei Biesdorf Süd und Friedrichsfelde Ost am 16. Dezember 1940 fertiggestellt und am 1. Januar 1941 eröffnet.
Nachdem Dämme und Brücken erweitert worden waren, begann 1944 der zweigleisige Ausbau des GAR. Seit 11. Dezember 1944 war das zweite Gleis von Teltow bis Lichtenrade in Betrieb. Bei Kriegsende war das zweite Gleis bis Altglienicke vorgestreckt, aber nur auf einem kurzen Abschnitt in Betrieb, entweder Lichtenrade—Groß Ziethen oder Groß Ziethen—Schönefeld.
Gleisplanskizze des Betriebsbahnhofs Altglienicke am Güteraußenring (Stand 1. Februar 1947).
Der Kreuzungsbahnhof Altglienicke besaß vier Gleise. Von hier aus führte eine Verbindungskurve nach Berlin-Grünau, eine weitere in Richtung Schöneweide zur Blockstelle (Bk) Kanne an der Görlitzer Bahn, zusätzlich zu dem nach Eichgestell weiter führenden GAR. Am 4. Mai 1947 folgte in diesem Bereich eine Kurve Grünau—Abzweig Adlergestell (Ags)—Wendenheide, die beim neuen Abzweig Ags in den GAR einmündete (nicht zu verwechseln mit der späteren Blockstelle Ags der S-Bahn an der Görlitzer Bahn, die aus dem ehemaligen Abzweig Kanne, dem späteren Stellwerk W 20 entstand). Erst nach Kriegsende legte man in Altglienicke zwei Nebengleise an. In dieser Form bestand der Bahnhof bis etwa 1952 und wurde dann mit dem Rest der Bahnhofsgleise zu einer Ausweichanschlussstelle. Von den beiden Stellwerken blieb zunächst nur das nördliche (Alb) erhalten. Die damals den Bahnhof überspannende zweibögige Stahlbetonbrücke der Germanenstraße stammte aus dem Jahre 1915, als geplant war, die in Teilen vorhandene Umgehungsbahn nach Berlin-Grünau zu verlängern. 1948 entstand am südlichen Bahnhofskopf am durchgehenden Hauptgleis ein Bahnsteig, der über eine westlich der Brücke befindliche Treppe zu erreichen war.
Bahnhofsansicht vom November 1962 mit S-Bahn-Zügen der Zuggruppen 2 (nach Bernau) und C (nach Flughafen Berlin-Schönefeld).
Zentrale Bildstelle der Deutschen Reichsbahn (ZBDR), Sammlung Bernd Kuhlmann.
Von etwa 1956 an wurden in einem Gleis der Ausweichanschlussstelle Umspurversuche (Funktionsproben) mit Spurwechselradsätzen der DR zum übergang auf russische Breitspur vorgenommen. Daran war u.a. auch der Generaldirektor der DR Erwin Kramer beteiligt, der diese Versuche praktisch vor seiner Haustür absolvieren konnte. Am 24. April 1959 entfiel diese Ausweichanschlussstelle, zugleich entstand der neue Abzweig Grünbergallee (Aga), an dem die neue Anschlussbahn zum Flughafen Schönefeld/Diepensee einmündete. Am 1. Mai 1959 wurde der Abschnitt zwischen Berlin-Grünau und Schönefeld (b Bln) zur Nebenbahn erklärt. über Altglienicke verkehrten folgende Personenzüge:
Die geplante Trasse der seit 1959 vorgesehenen S-Bahn musste nach dem Mauerbau korrigiert werden: Von der Schnellstraße nach Schönefeld - beiderseits von Gleisanlagen gesäumt (S-Bahn und Anschlussgleis zum Flughafen) - sollte nunmehr der Zubringer zur Autobahn mit dem künftigen Schönefelder Kreuz abzweigen. Deshalb konnte das Anschlussgleis zum Flughafen nur vorübergehenden Bestand haben. Die S-Bahn-Trasse wich westlich des geplanten S-Bahnhofs AItglienicke vom einstigen GAR ab, weil hier die Anschlusskurven zum Autobahn-Zubringer entstehen sollten. Ferner war dem bestehenden Grünauer Kreuz für die Fernbahn eine weitere Gleisspinne für die S-Bahn zu überlagern, die nach Wuhlheide weitergeführt werden sollte. Zwischen AItglienicke und Schönefeld (b Bln) musste ein zweites Gleis aufgebaut (mit Ausnahme unter der Brücke Walterdorfer Chaussee) und ein neuer Bahnsteig errichtet werden. Die vorhandene Betonbrücke der Germanenstraße war abzubrechen, weil der Einschnitt für die Schnellstraße und für das Anschlussgleis zum Flughafen aufzuweiten war; an ihre Stelle trat 1962 eine stählerne Fußgängerbrücke, von der aus der Zugang zum S-Bahnhof AItglienicke möglich ist.
Wie die anderen Bahnhöfe dieser Neubaustrecke erhielt auch Altglienicke ein Passimetergebäude, in dem eine Person Fahrausweise verkaufte, kontrollierte und sie vor dem Bahnsteigzugang entwertete. Zugleich diente dieser Abfertigungstrakt dem kurzen geschützten Aufenthalt der Fahrgäste, denn überdachungen oder Warteräume auf dem Bahnsteig gab es nicht. Südlich des Grünauer Kreuzes, unmittelbar an der neuen S-Bahn-Strecke, entstand für die Bahnstromversorgung ein provisorisches Unterwerk, das später durch einen Neubau ersetzt wurde.
Blick auf den Bahnhof. Hinter den Bäumen liegt der namensgebende Ortsteil (6. Juni 2009).
Am 26. Februar 1962 wurde die S-Bahn-Strecke Grünauer Kreuz—Schönefeld (b Bln) in Betrieb genommen. Die Sicherungsanlagen des neuen Abzweiges Grünauer Kreuz und von Altglienicke wurden zunächst vom Stellwerk Ags (der S-Bahn) aus bedient, bis am 22. Mai 1963 das Gleisbildstellwerk Grünauer Kreuz (Bauform GS II DR) in Betrieb genommen werden konnte. Die Lichtsignale zeigten anfangs noch die alten Signalbilder, wurden aber als erste im Bereich der S-Bahn auf HI-Signale des OSShD-Lichtsignalsystems umgestellt. Zwischen Altglienicke und Schönefeld (b Bln) bestand Relaisblock; die beabsichtigte Umrüstung auf automatischen Streckenblock unterblieb, zumal nur zwei Zuggruppen verkehr(t)en. Etwa 1983 erhielt Altglienicke - fahrdienstlich eine Abzweigstelle - Richtung Schönefeld Ein- und Ausfahrsignale und wurde damit zum Bahnhof.
Die Züge auf dem S-Bahnhof Grünbergallee wurden von Altglienicke aus über Fernbeobachteranlagen (FBA) abgefertigt; diese wurden nach dem 13. August 1961 vom S-Bahnhof Bornholmer Straße umgesetzt. Der Berliner Satiriker Lothar Kusche beschrieb diese televisionäre Besonderheit in einem Buchkapitel. Heute ist in Altglienicke keine Aufsicht mehr vorhanden; der Triebwagenführer fertigt seinen Zug selbst ab (ZAT).
Betrieblich war der eingleisige Abschnitt zwischen Abzweig Grünauer Kreuz und Altglienicke stets ein Zwangspunkt. Sollte doch die zweigleisige Strecke entlang des Berliner Außenringes (BAR) verlaufen, die auf sich warten ließ. Dann war innerhalb des Bauvorhabens "Mehrgleisiger Ausbau des BAR und Umbau des Bf Flughafen Berlin-Schönefeld" dieser S-Bahn-Abschnitt zweigleisig auszubauen. Ende 1985 verlegte man ein weiteres Gleis östlich des vorhandenen. Dieses wurde dann abgebrochen und der "Buckel" (das waren die Anrampungen für die gedachte Weiterführung nach Köllnische Vorstadt) abgetragen. Danach ist das andere Gleis auf gleiches Niveau abgesenkt worden. Gleichzeitig erhielt Altglienicke eine stadtseitige Weichenverbindung (Notkehre, erst seit 23. August 1987 in Betrieb). Der zweigleisige Betrieb wurde am 29. Juni 1987, 11.15 Uhr, aufgenommen.
Am 12./13. März 2011 wurde das elektronische Stellwerk (EStw-A) Flughafen Berlin-Schönefeld (BFLH) in Betrieb genommen, an das die Sicherungsanlagen (mit Kombinationssignalen) von Altglienicke angeschlossen sind.
Adlershof | Grünbergallee |
Autor:
Dipl.-Ing. Bernd Kuhlmann
Quellen und weiterführende Buchtipps:
[1] Zwischen Kreuzberg und KW - Vorortverkehr auf der Görlitzer Bahn (Teil 1); Dr. Michael Braun; Verkehrsgeschichtliche Blätter, Heft 3/1991
Berlins S-Bahnhöfe; Jürgen Meyer-Kronthaler/Wolfgang Kramer, be.bra Verlag, 1998
S-Bahn-Tangente am Außenring; Dr. Michael Braun; Berliner Verkehrsblätter; Hefte 2-3/1994
Schönefeld bei Berlin - Ein Amt, ein Flughafen und elf Bahnhöfe; Bernd Kuhlmann; Verlag GVE; 1996
weiterführende Links:
Der Bahnhof bei Google Maps
Veröffentlichung:
3. Juli 2012 (neue Version), 25. Januar 2009 (vorherige Version)
letzte Änderung des Textes: 3. Juli 2012