Bild: Falkensee


telegrafisches Kurzzeichen: vormals Fks, heute BFKS (nur Fernbahn)
eröffnet: 1848 (als Seegefeld, nur Bedarfshalte)
elektrischer Betrieb seit: 14. August 1951
für den S-Bahnverkehr stillgelegt: 9. Oktober 1961
Regionalbahnsteige an neuem Standort in Betrieb genommen: 11. August 1996
Bahnhof (am alten Standort) endgültig geschlossen: 16. September 1996
Station liegt an der Hamburger Bahn

  Albrechtshof

Schon 1848 erhielt Seegefeld, so der frühere Name von Falkensee, mehrere Bedarfshalte. Diese zusätzlich eingelegten Stopps, die auch nicht auf den Fahrplänen verzeichnet waren, wurden von sogenannten Zwischenzügen (zusätzlich verkehrende Züge auf einer Teilstrecke) bedient. Erst ab 1860 verwiesen die Fahrpläne auf Seegefeld, aus Bedarfshalten wurden somit Planhalte.

Am 1. April 1923 wurden die Gemeinden Falkenhagen und Seegefeld zu Falkensee zusammengeführt, die Umbennung des Bahnhofes erfolgte am 1. Dezember 1927. Ein Jahrzehnt später liefen die Vorbereitungen für eine Weiterführung der S-Bahn nach Nauen auf Hochtouren. Die Nationalsozialisten planten im Rahmen der Umgestaltung Berlins zur Welthauptstadt Germania eine weitere Ausdehnung des S-Bahnnetzes. In Falkensee war zudem ein Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) für S-Bahnen und Verbrennungstriebwagen vorgesehen. Die Strecke sollte nach ihrer Höherlegung auf einen Bahndamm auf vier Gleise ausgebaut werden, zwei von ihnen waren für einen Zehnminutentakt der rot-gelben Züge vorgesehen. [1] Die Deutsche Reichsbahn begann mit dem Bau des RAW und den ersten Sandaufschüttungen im Bereich Falkensee, doch nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges mußte sie letztere Arbeiten einstellen. Einzig das Werkgelände mit allen Gebäuden stellte sie fertig und konnte es nicht nutzen, da hier die Demag (Deutsche Maschinenbau-Aktiengesellschaft) einzog und u.a. auch Panzer für den Krieg herstellte. Im Mai 1945 war der braune Spuk vorbei, die Rüstungsproduktion eingestellt; das nur wenige Jahre alte RAW wurde bis 1949 demontiert. [2]

Bild: Gleisplan Falkensee von 1967

Gleisplan von 1967.

Der stete Bevölkerungszuwachs veranlaßte die Gemeinde Falkensee im Frühjahr 1947 für eine Weiterführung der S-Bahn von Spandau West zu plädieren. Der Wunsch wurde abschlägig beschieden - bis zum Jahre 1951. Die Deutsche Reichsbahn versah das verbliebene Gleis, das südliche verschwand unmittelbar nach Kriegsende als Reparationsleistung gen Osten, mit einer Stromschiene. Falkensee bekam zum Zwecke von Zugkreuzungen sein zweites Bahnsteiggleis zurück, der Bahnsteig wurde auf die S-Bahn-üblichen 96 Zentimeter angehoben. Für die dampfbetriebenen Vorortzüge aus Nauen baute man die Ladestraße zu einem Bahnsteig um.

Die erste S-Bahn erreichte die Station in der Nacht vom 29./30. Juli 1951, am nächsten Tag trat auch ein neuer Fahrplan in Kraft. Jedoch muß es in den nächsten zwei Wochen erhebliche Probleme gegeben haben, denn das offizielle Inbetriebnahmedatum wird der 14. August 1951 werden. [3] Mit dem Fahrplanwechsel am 18. Mai 1953 führte die Reichsbahn die Durchläuferzüge ein. Diese Züge hielten nicht zwischen Albrechtshof und Friedrichstraße. Nach der Fertigstellung des Berliner Außenringes entfielen diese Fahrten ab dem 4. Mai 1958.

Das S-Bahn-Glück währte fast auf den Tag genau zehn Jahre. In der Sommernacht vom 12. auf den 13. August 1961 wurde aufgrund der beginnenden Sperrmaßnahmen des Berliner Mauerbaus der S-Bahnverkehr zwischen Spandau West und Albrechtshof durch Senkung (und späteren Abbau) der Stromschiene unterbrochen. Der einzig zwischen Falkensee und Albrechtshof verbliebene Zug verkehrte daraufhin in den nachfolgenden Tagen im Zwanzigminutentakt - bis zum 9. Oktober 1961. Der S-Bahnverkehr wurde nun auf diesem Teilabschnitt vollends eingestellt, der Zug zurück in ein Ostberliner S-Bahnbetriebswerk gefahren. Die dampfbetriebenen Züge des Vorortverkehrs wurden nun wieder bis nach Albrechtshof verlängert. Die Schienenverbindung nach Spandau unterbrach die Reichsbahn nach einer Flucht mit einem Zug am 6. Dezember 1961 endgültig. Seit dem 28. September 1983 ist der Bahnhof mit Wechselstrom (15 kV, 16 2/3 Hz) elektrifiziert.

Bild: Stationsansicht Falkensee

Abblätternder Charme einer Bahnstation (22. Juli 1989).

Nach dem Mauerfall im Herbst 1989 keimten in Falkensee erneut Hoffnungen an eine zügige S-Bahn-Wiederinbetriebnahme auf. Eine schnelle Wiederkehr der rot-gelben Züge konnte jedoch schon wegen der seit Herbst 1980 stillgelegten Spandauer Vorortbahn bzw. dem zum selben Zeitpunkt eingestellten S-Bahnverkehr auf der Lehrter Bahn nicht realisiert werden. Die S-Bahn erreichte erst 1998 wieder Spandau ... und da blieb sie bis heute. Bis heute wird auch immer wieder über eine Verlängerung nach Falkensee diskutiert, obwohl derzeitig nicht wirklich klar ist, wo das S-Bahngleis aufgebaut werden soll. Denn die ehemalige Bahntrasse ist mittlerweile wieder zweigleisig und mit 15 kV elektrisch ausgebaut. Zudem fehlt im Berliner Stadtbereich teilweise der Platz für ein zusätzliches S-Bahngleis. Im zukünftigen Landesnahverkehrsplan 2013 - 2017 ist eine entsprechende S-Bahnverbindung vorerst nicht mehr vorgesehen.

Für knapp 14 Jahre kehrte die S-Bahn zumindest als ein Erinnerungsstück zurück: ein Eisenbahnfreund erwarb den am 2. September 1991 ausgemusterten Viertelzug 276 075/6. Der ehemalige Peenemünder war vormals im Ostnetz häufig als Bouletten-Susi unterwegs und wurde am 7. Mai 1992 am Bahnhof Falkensee aufgestellt. Am 1. August eröffnete in diesem Viertelzug das S-Bahn-Restaurant "Bouletten-Susi". Aufgrund der Bauarbeiten zur Wiederherstellung und Ertüchtigung der Hamburger Bahn zog der Viertelzug in zwei Etappen am 9. März 1995 bzw. am 7. April 1995 an seinen neuen Standort Seegefelder Ecke Dortmunder Straße, nahe dem Bahnhof Seegefeld (Herlitzwerke) - heute nur noch Seegefeld - um. Am 22. November 1997 folgten die Viertelzüge 475 050 und 053, Käufer waren drei weitere Eisenbahnfreunde. Angedacht war hier ein S-Bahn-Museum zu errichten. Jedoch machten u.a. der zunehmende Vandalismus sowie eine Räumungsforderung der Deutschen Bahn AG diesen Traum zunichte. Im Februar 2002 stand zumindest Bouletten-Susi bei einem großen Internetauktionshaus zum Verkauf, es fand sich jedoch kein Käufer. Vom 14. bis 16. März 2006 wurden die Fahrzeuge mit Lastkraftwagen an einen neuen Standort in Oranienbaum verbracht. [4][5][6][7][8][9]

  Albrechtshof

Autor:
Mike Straschewski

Quellen und weiterführende Buchtipps:
[1] Eisenbahn-Größenwahn in Berlin; Bernd Kuhlmann; Verlag GVE; 2005
[2] Falkensee und seine Eisenbahngeschichte; Michael Braun; Verkehrsgeschichtliche Blätter; Heft 1/1993
[3] ebenda
[4] Kurzmeldung Berliner Verkehrsblätter; Heft 3/1992
[5] Kurzmeldung Berliner Verkehrsblätter; Heft 9/1993
[6] Kurzmeldung Berliner Verkehrsblätter; Heft 5/1995
[7] Kurzmeldung Verkehrsgeschichtliche Blätter; Heft 1/1998
[8] Kurzmeldung Berliner Verkehrsblätter; Heft 4/2004
[9] Kurzmeldung Verkehrsgeschichtliche Blätter; Heft 2/2006
Berlins S-Bahnhöfe; Jürgen Meyer-Kronthaler/Wolfgang Kramer, be.bra Verlag, 1998

weiterführende Links:
Der Bahnhof bei Google Maps

Veröffentlichung:
7. Dezember 2012


letzte Änderung des Textes: 7. Dezember 2012

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