Bild: Friedrichstraße (NS-Bahn)


telegrafisches Kurzzeichen: BFSTT, vormals Friu, auch Fru
eröffnet: 27. Juli 1936
elektrischer Betrieb seit: 27. Juli 1936
stillgelegt wegen Kriegseinwirkungen: April 1945
wiedereröffnet am: 2. Juni 1946
Zugverkehr eingestellt: 9. Januar 1984
Zugverkehr wieder aufgenommen: 1. Mai 1984
Station liegt im Nordsüd-S-Bahntunnel

  Friedrichstraße (Stadtbahn)
Brandenburger Tor Oranienburger Straße

"Berühmter" kann ein Bahnhof in Berlins Mitte wohl kaum sein. Mit dem Ausdruck - Bahnhof Berlin Friedrichstraße - verbindet wohl jeder seine eigenen Erlebnisse. Ein Bahnhof des Reisens, des Ankommens und Abfahrens, des Umsteigens, später des zeitweiligen Transits, der Trennung zwischen politischen Welten. Eine Station der Freude und der Tränen, der Überwachung und der vielen Gänge. Komplett renoviert nun wieder im alten Glanz und seiner einst zugedachten Funktion.

Bild: Lageplan

Lage des Bahnsteigs. Repro aus: Zentralblatt der Bauverwaltung 20/1938

Zur oberirdischen Station mit ihren drei Bahnsteigen gesellte sich mit Aufnahme des planmäßigen Verkehrs am 28. Juli 1936 ein weiterer hinzu. Unterirdisch gelegen und zur Nordsüd-S-Bahn gehörend, benannte man ihn mit Bahnsteig D. Besondere Bedeutung erlangte der Tunnelbahnsteig als zentraler Umsteigepunkt von den an der Nordsüd-S-Bahn gelegenen Fernbahnhöfen (Stettiner Bf., Potsdamer Bf., Anhalter Bf.) zur Stadtbahn.

Die recht komplizierten Bauarbeiten zum Bau des Bahnsteiges begannen bereits im November 1934 mit der Abtragung alter Bögen und Fundamente des oberirdischen Bahnhofes. Abgestützt auf 1.700 Tonnen Stahlkonstruktionen konnte hier ein eingeschränkter Betrieb fortgeführt werden. Ab 1935 entstand dann die eigentliche Tunnelstation. Die Zeit drängte, man musste bis zum Beginn der Olympischen Sommerspiele 1936 fertig sein.

Bild: Stadtbahner Richtung Potsdam

29.10.1992 - Ein BVG-Stadtbahner im Bahnhof Friedrichstraße als S1 Umlauf 10 auf der Fahrt nach Potsdam.

Die unterirdische Bahnsteig (Architekt: Richard Brademann) erhielt drei Zu- bzw. Abgänge. Mittig gelangte man mittels Treppenbauwerken und Fahrtreppen zur Stadt- und Fernbahn. Der Ausgang am nördlichen Bahnsteigende führte zum Reichstagufer, der am südlichen Ende gelegene Ausgang zur Georgenstraße. Zusätzlich erhielt der nördliche Ausgang einen 60 Meter langen Verbindungstunnel zur städtischen U-Bahn. Wände, Stützen, Aufbauten etc. der gesamten unterirdischen Station wurden in mattgrauer Farbgebung ausgeführt.

Die Überflutung des Nordsüd-Tunnels im Jahre 1945 zwang zur Einstellung des Betriebes und zur Schließung der Tunnelstation bis in den Spätherbst 1947 hinein. Doch es sollte nicht die einzige Schließung bleiben.

Bild: Bahnsteigansicht 2004

Ihr urspüngliche Aussehen erhielt die Station mit der Rekonstruktion im Jahre 2002 zurück.

Mit den Grenzsicherungsmaßnahmen der DDR am 13. August 1961 wurde die gesamte Nordsüd-S-Bahn dem westlichen Teilnetz der Berliner S-Bahn zugehörig. Sämtliche, bis auf den Bahnhof Friedrichstraße, auf Ostberliner Gebiet liegenden Stationen der Tunnelstrecke wurden geschlossen. Dem unterirdischen Bahnhof Friedrichstraße blieb der Transitverkehr sowie die umsteigenden Fahrgäste des Westnetzes. Geschlossen wurde hier der nördliche und südliche Ausgang. Der Übergang zur U-Bahn sowie der mittige Zu- und Abgang blieben geöffnet.

Eine durchgreifende optische Veränderung führte die Deutsche Reichsbahn (DR) 1975 durch - abwechselnd graue und grüne Wandtafeln, die Verkleidung der Aufbauten mit beigebraunen Fliesen sowie eine erneuerte Beleuchtung sollten den Bahnhof nun nicht mehr gar so düster erscheinen lassen. Ob sich die Reisenden nach dieser Umgestaltung in den wenigen Minuten ihres Aufenthaltes auf dem Bahnsteig wohler fühlten, bleibt angesichts unzähliger Kameras an Decken und Wänden zu jener Zeit wohl mehr als fraglich.

Mit der Übergabe der Betriebsrechte an die BVG am 9. Januar 1984 erfolgte erneut eine Schließung eines Teils der Nordsüd-S-Bahn, bis ab 1. Mai auch in der Tunnelstation Friedrichstraße die Stadtbahner wieder rollten. Die Zugabfertigung oblag hier aufgrund des besonderen Status des Bahnhofes weiterhin der DR.

Bild: Verbindungstunnel

Verbindungstunnel zur U-Bahn am nördlichen Stationsende, links der Ausgang Reichstagufer

Sturm- und Drangzeit - so könnte man die Flut der Reisenden nennen, welche sich nach dem 9. November 1989 nicht nur auf dem Bahnsteig D des Bahnhofes Friedrichstraße abspielte. Rasch wurden die beiden verschlossenen Zugänge an den Enden des Inselbahnsteiges wieder geöffnet.

Es folgten mehrmalige Schließungen des gesamten Nordsüd-Tunnels, ausschließlich zum Zwecke der Wiedereröffnung/Rekonstruktion der Anlagen und Bahnhöfe. Als einer der letzten erhielt der Tunnelbahnsteig Friedrichstraße im Jahre 2002 sein weitestgehend ursprüngliches Aussehen zurück.

ursprüngliche Kennfarbe des Bahnhofes: Grau

  Friedrichstraße (Stadtbahn)
Brandenburger Tor Oranienburger Straße

Autor:
Hagen Lencer

Quellen und weiterführende Buchtipps:
Berlins S-Bahnhöfe; Jürgen Meyer-Kronthaler/Wolfgang Kramer, be.bra Verlag, 1998
Die Berliner Nord-Süd-S-Bahn; Dr. Michael Braun, Verlag GVE, 2008

weiterführende Links:
Der Bahnhof bei Google Maps

Veröffentlichung:
26. Oktober 2008


letzte Änderung des Textes: 1. April 2008

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