telegrafisches Kurzzeichen: | BFBS |
eröffnet: | - |
elektrischer Betrieb seit: | - |
Station liegt an der | Flughafen S-Bahn |
Waßmannsdorf |
Das Raumordnungsverfahren für einen neuen Großflughafen begann 1994. Als Standorte wurden Sperenberg, Jüterbog Ost und Schönefeld West geprüft. Um diese u.a. auf Schienen zu erschließen, untersuchte man seit 1992 viele Varianten. Das von der DB-eigenen Firma DE-Consult im Juli 1992 vorgelegte Entwicklungsprogramm Eisenbahn Berlin (EEB) schlug für ein als "Schönefeld West" bezeichnetes Terminal - zwischen der Siedlung Rotberg und den Groß Kienitzer Bergen gelegen - verschiedene Möglichkeiten der Schienenanbindung vor, sowohl von der Dresdener als auch von der Görlitzer Bahn und dem Berliner Außenring (BAR), wobei die Lage des künftigen Terminals noch unklar war.
Eine der vier Varianten - Stichstrecke von Dahlewitz an der Dresdener Bahn in einer südlichen Kurve ausschwenkend zum neuen Großflughafen - ergänzte man zu einer Durchbindung, die südlich von Diepensee bis zur Siedlung Hubertus an der Industriebahn von Berlin-Grünau führen sollte. Mit dieser beabsichtigten Linienführung wurde der Gedanke geboren, den BAR in diesem Bereich völlig über den neuen Flughafen zu verlegen. Jedoch sollten Güterzüge und Dieseltriebfahrzeuge die geplante kurze oder lange Tunnelstrecke nicht durchfahren; deshalb sah man neben dem BAR diese zusätzliche Strecke vor. Diese durch das Flughafen-Gelände führende Trasse sollte schließlich mit einer von Dahlewitz kommenden und dann parallelen S-Bahn ergänzt werden. Daneben bestand auch die Absicht die bestehende S-Bahn-Strecke vom Bahnhof Flughafen Berlin-Schönefeld auf kurzem Weg mit einer S-Kurve bis zum neuen Großflughafen zu verlängern.
Alle weiteren Untersuchungen bevorzugten solch eine neue Trasse, die schließlich mit einer parallelen S-Bahn ergänzt werden sollte (neben der bisherigen Tunnel-S-Bahn zum neuen Terminal). All dies floss in das 1994 beginnende Raumordnungsverfahren ein. Nachdem Jüterbog wegen zu großer Entfernung zu Berlin verworfen wurde, blieben Sperenberg und Schönefeld übrig. Im November 1994 war klar, dass Schönefeld West als Standort ungeeignet sei. Am 28. Mai 1996 entschieden sich die Politiker trotz der raumordnerischen Bedenken, aber wegen der Hauptstadtnähe für den Neubau in Schönefeld.
Die Planfeststellung für den Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI, damalige Bezeichnung) sah für die S-Bahn eine völlig andere Streckenführung vor: Das Amt Schönefeld hatte 1998 aus planerischen Gründen darauf verzichtet, den Ort und den Flughafen direkt mit einer S-Bahn zu verbinden. Weil der BAR mit vier Gleisen überdimensioniert ist - besonders nach der Inbetriebnahme des Nord-Süd-Fernbahn-Tunnels - wird nun die S-Bahn auf den beiden südlichen BAR-Gleisen bis Waßmannsdorf geführt und mündet dann in einer großen südlichen Kurve in die Flughafen-Durchbindung der Fernbahn mit einem gemeinsamen unterirdischen Bahnhof ein.
Anfang Juli 2007 war Baubeginn für den unterirdischen Bahnhof, der sich mit vier Gleisen an zwei Bahnsteigen für den Fern- und Regionalverkehr sowie zwei Gleisen an einem Inselbahnsteig für den S-Bahn-Verkehr in einem rund 2.750 Meter langen Tunnel befindet. Diesem schließen sich westlich und östlich zwei Tröge an, doch wird nur der Fern- und Regionalverkehr in Ost-West-Richtung durchgeführt. Die S-Bahn-Züge enden und beginnen dagegen auf Stumpfgleisen am Inselbahnsteig.
Weil der neue Bahnhof in rund acht Meter Tiefe überdeckelt und überbaut wurde, musste er als erstes Bauwerk fertiggestellt sein. Der Tunnelbahnhof entstand in einer 405 Meter langen, rund 60 Meter breiten und 11 Meter tiefen Baugrube, die mit rund 300 Bohrpfählen bis in weitere 20 Meter Tiefe gesichert ist. Direkt über dem Bahnhof befindet sich das Flughafen-Terminal - bisher einmalig in der Welt - die beide mit Aufzügen, Fahr- und festen Treppen miteinander verbunden sind. Ende Juni 2009 war der neue Bahnhof im Rohbau fertiggestellt; danach begann die DB AG mit dem Innenausbau, dem Verlegen der Gleise und der Installation der Sicherungstechnik. Inzwischen wuchs das neue Abfertigungsterminal in die Höhe und feierte am 7. Mai 2010 Richtfest.
Der neue S- und Fernbahnhof liegt unterirdisch unter dem Terminal des neuen Flughafens (16. Juni 2011).
Die Inbetriebnahme der S-Bahn-Strecke zum neuen Flughafen geschah in folgenden Schritten:
Mit der Inbetriebnahme wird der Flughafen Berlin-Brandenburg von der S-Bahn im 10-Minutentakt angefahren: mit der S 9 von Berlin-Pankow und mit der S 45 von Südkreuz. Eine Aufsicht ist im Tunnelbahnhof nicht eingesetzt, die Triebwagenführer fertigen ihre Züge selbst ab (ZAT). Eine Kehranlage gibt es hier nicht, lediglich vor dem Bahnsteig eine doppelte Gleisverbindung. Östlich des Bahnsteiges schließt sich das Gleichrichter-Unterwerk der S-Bahn an, so dass eine Weiterführung der rotgelben Züge zur Görlitzer Bahn bautechnisch schwierig werden würde.
Waßmannsdorf |
Autor:
Dipl.-Ing. Bernd Kuhlmann
Veröffentlichung:
28. Oktober 2012
letzte Änderung des Textes: 16. August 2011
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