telegrafisches Kurzzeichen: | BMAZ, vormals Mar |
eröffnet: | 1. Mai 1898 |
elektrischer Betrieb seit: | 30. Dezember 1976 |
Station liegt an der | Wriezener Bahn |
Poelchaustraße | Raoul-Wallenberg-Straße |
Mit dem Namen Marzahn verbinden die meisten Plattenbauten und triste Einöde. Das dem nicht so ist, davon kann sich jeder überzeugen, der sich abseits der Berliner Touristenmeilen bewegt und mit der S-Bahn hierher findet. Nur eines muß man leider zugeben: der S-Bahnhof ist nicht die "Perle" des Stadtbezirkes. Maschendrahtzäune im südlichen Zugang und fehlende Glasscheiben vermitteln eher den Flair von Slums und sind dem Stadtteil gegenüber kontraproduktiv. Andererseits muß man aber auch sagen, das einige derjenigen, die hier ein- und aussteigen, das Eigentum anderer nicht schätzen. Kleiner Trost am Rande: das ist nicht nur ein berlintypisches Problem!
Der Gleisplan von Marzahn aus dem Jahre 1962: Die Station besitzt von ihren Anlagen her einen eher dörflichen Charakter.
Das zweite Bahnsteiggleis ist vermutlich durch die Reparationsleistungen des Zweiten Weltkrieges abgebaut worden.
Repro aus: Bahnhofsheft Reichsbahnamt Berlin 1, Stand vom 1. Mai 1962.
Die Bahnstation selber hat schon einige Jahre hinter sich: Seit dem 1. Mai 1898 halten hier die Züge. Anfangs an einem einfachen Seitenbahnsteig, seit 1914 an einem Mittelbahnsteig. Ein eingeschossiges Empfangsgebäude empfing Reisende und Gepäck. Westlich des Bahnsteiges schloß sich ein kleiner Güterbahnhof an - einen Teil der Gleisanlagen wurde bis in die 1990er Jahre bedient. Schon in den 1930er Jahren sah die Deutsche Reichsbahn einen S-Bahnverkehr bis Werneuchen vor. Durch den Zweiten Weltkrieg kam es jedoch diesbezüglich zu keinerlei baulichen Ausführungen.
Erst Mitte der 1970er Jahre kam Schwung in den S-Bahnausbau: Durch Beschluß der DDR-Regierung wurde Marzahn als neues Wohnungsbaugebiet erschlossen. Wo früher auf Rieselfeldern die Abwässer verrieselt worden, sollten 20.000 neue Wohnungen entstehen. An der Rhinstraße entstand ein Industriegebiet für 50.000 Arbeitsplätze [1]. Am 3. März 1975 begannen die Erschließungsarbeiten für den neuen Stadtteil, knappe drei Jahre später können die ersten Mieter in ihre neuen Wohnungen einziehen [2].
Und die S-Bahn? Die war zu diesem Zeitpunkt schon da. Seit dem 30. Dezember 1976 verkehren hier die rotgelben Züge. Anfangs noch im 20-Minutentakt, dienten sie vorrangig dem Transport der hier tätigen Bauarbeiter. Mit dem Fortschreiten der Wohnungsbaumaßnahmen in Richtung Ahrensfelde wurde dann sukzessive die S-Bahn mitverlängert - sie war immer schon da, bevor die ersten Häuser bezugsfertig waren. Ein klarer Fall von einer vorbildlichen Nahverkehrsanbindung.
Das alte Stellwerk Mar (undatiert).
Mit der weiteren Verlängerung der S-Bahnstrecke in Richtung Ahrensfelde wurde der Vorortverkehr immer weiter zurückgezogen. Die S-Bahn übernimmt seitdem den Hauptanteil für den Verkehr in und aus der Mitte Berlins.
Mit dem Entstehen des neuen Stadtbezirkes ging eine umfassende Neustrukturierung des Bahnknotens "Biesdorfer Kreuz" einher [4]. Dabei baute die Deutsche Reichsbahn ein großes Gleisbildstellwerk ("Bik"); dieses übernimmt seit dem 8. März 1984 die Steuerung der Sicherungsanlagen des Bahnhofes Marzahn [3].
Poelchaustraße | Raoul-Wallenberg-Straße |
Autor:
Mike Straschewski
Quellen:
[1] 25 Jahre Marzahn - eine kurze Bestandsaufnahme
[2] Fakten zur Entwicklung der Großsiedlung und des Bezirkes Marzahn-Hellersdorf
[3] Wie das Biesdorfer Kreuz entstand; Bernd Kuhlmann; Verkehrsgeschichtliche Blätter; Heft 6/1985
weitere Quellen und Buchtipps:
[4] Lesetipp: Wie das Biesdorfer Kreuz entstand; Bernd Kuhlmann; Verkehrsgeschichtliche Blätter; Heft 6/1985
S-Bahn Berlin - Geschichte(n) für unterwegs; Bernhard Strowitzki, Verlag GVE, 2002
Berlins S-Bahnhöfe; Jürgen Meyer-Kronthaler/Wolfgang Kramer, be.bra Verlag, 1998
weiterführende Links:
Der Bahnhof bei Google Maps
Veröffentlichung:
26. Oktober 2008
letzte Änderung des Textes: 17. März 2008