telegrafisches Kurzzeichen: | BOSB, vormals Bhf, Osb |
eröffnet: | 23. Oktober 1842 (als Frankfurter Bahnhof) |
elektrischer Betrieb seit: | 11. Juni 1928 |
Station liegt auf der | Stadtbahn, der Ostbahn und an der Schlesischen Bahn |
Jannowitzbrücke | Warschauer Straße |
Als "Frankfurter Bahnhof" wurde die Station am 22. Oktober 1842 als Kopfbahnhof eröffnet. Knapp vier Jahre später, am 1. September 1846 bekam sie in den Fahrplänen den Namen "Niederschlesisch-Märkischer Bahnhof". Ihre Bedeutung wuchs von Jahr zu Jahr, so daß man von 1867 bis 1869 eine 207 Meter lange Bahnsteighalle für fünf Gleise neu erbaute.
Ein zweiter Umbau folgte von 1878 bis 1880. Dabei wurden die Gleise und Bahnsteige in der vorhandenen Halle um 6 Meter höher gelegt. Hinzu kam noch der Neubau einer weiteren Bahnsteighalle für die neu entstehende Stadtbahn mit drei Bahnsteigen. Neben der Gestaltung der neu entstandenen Untergeschosse wurden drei Tunnelanlagen sowie diverse Räume für Gepäck- und Expreßguteinrichtungen und für technische Einrichtungen der Bahn ausgebaut.
Vom 5. bis 19. August 1951 fanden in Berlin die III. Weltfestspiele der Jugend statt. Diese Veranstaltung wurde Weltbund der Demokratischen Jugend (WBDJ) - anfänglich alle zwei Jahre - ausgerichtet.
Festlich geschmückt empfängt der Berliner Ostbahnhof die Gäste aus aller Welt.
Am 15. Oktober 1881 benannte man die Station erneut um: "Schlesischer Bahnhof". Mit der Eröffnung der Stadtbahn am 7. Februar 1882 wurde aus dem Kopf- ein Durchgangsbahnhof. :Ddie Züge des Vorortverkehres konnten nun weiter in Richtung Westen fahren. Knapp drei Monate später folgten die Züge des Fernverkehres. Aufgrund des immer mehr zunehmenden Fernverkehrs baute man 1909 einen neuen Seitenbahnsteig, den heutigen Bahnsteig A.
Seit August 1924 fuhr die S-Bahn elektrisch, und nun sollte die dieser Fortschritt auch die Bahnhöfe der Stadtbahn erreichen. Dazu errichtete man von 1926-1929 die S-Bahnsteighalle (mit ihren beiden S-Bahnsteigen und dem Fernbahnsteig C) neu. Am 11. Juni 1928 fuhren dann die Züge des Vorortverkehres die Bahnsteige D und E das erste Mal elektrisch an. Der Neubau der Fernbahnhalle erfolgte von 1934 bis 1937.
Im April 1945 wurde durch die Einwirkungen des Zweiten Weltkrieges der Zugverkehr eingestellt. Große Teile des Empfangsgebäudes sowie der Hallenverglasung wurden zerstört. Erste Züge erreichten den Bahnhof erst wieder im Mai - das waren Züge der Sowjetischen Militäradministration, teilweise auf russischer Breitspur von 1543 mm. Die S-Bahn fuhr dann erstmalig wieder im November 1945 die Station an, erst unregelmäßig, später wieder regelmäßiger. Das teilweise zerstörte Empfangsgebäude wurde 1950 wiedereröffnet. Am 1. Dezember 1950 wurde der Bahnhof in "Ostbahnhof" umbenannt, dieser Name sollte dann für die nächsten 37 Jahre ausreichen.
Das östliche Gleisfeld vom ehemaligen Stellwerk "B3" gesehen.
Während ein Vollzug der BR 275 als "Gustav 14" nach Strausberg ausfährt, findet auf dem Postladesteig reger Umladeverkehr statt (29. April 1984)
Mitte der 1980er Jahre fasste man den Entschluss, den Ostbahnhof umzubauen. Er sollte eine größere, repräsentativere Rolle innerhalb der vier Berliner Fernbahnhöfe (neben Lichtenberg, Schöneweide, Schönefeld) sowie im internationalen Verkehr bekommen. Auch entsprachen die alten Anlagen und der bauliche Zustand des Empfangsgebäudes nicht mehr den Anforderungen des modernen Eisenbahnverkehrs. Der Dachbereich wies Verwitterungserscheinungen auf, die technischen Anlagen hatten teilweise eine hohe Reparaturanfälligkeit. Der südliche Bahnhofsvorplatz sollte auch mit neu gestaltet werden.
Die Planungen gingen für die Zeit nach dem Umbau von folgenden Zahlen aus:
In der weiteren Perspektive rechnete man mit einer Zunahme des Reiseverkehrs: nach 1990 sollten die beiden Fernbahnsteige A und C von den damals vorhandenen ca. 300 Metern auf ca. 470 Meter in Richtung Westen verlängert werden. Auch die S-Bahn sollte eine neue zweigleisige Kehranlage in Richtung Jannowitzbrücke bekommen. Außerdem sollten aus den bis dato vorhandenen fünf Bahnsteigkanten sieben werden. Das wollte man mit einem Anbau außerhalb der Hallen liegenden S-Bahnsteiges erreichen, um neben dem internationalen Verkehr mehr ausgewählte Binnenverkehre zuführen zu können. Erforderliche Erweiterungsbauten für die Reisenden wären dann auf der Nordseite an die S-Bahnhalle angefügt worden.
Das westliche Gleisfeld um 1985.
Von Friedrichstraße kommend passiert ein Zug der Zuggruppe "Fee" das Zwischensignal 85. Im Hintergrund an der Bahnsteighalle das Stellwerk "B1".
Da die gesamte Station repräsentativer gestaltet werden sollte, genügte das alte Empfangsgebäude nicht mehr den Ansprüchen. Es wurde am 1. August 1985 gesprengt. Der neue Eingangsbereich bekam eine sich asymmetrisch eingefügte, etwa 90 Meter breite Hauptempfangshalle mit großflächiger Verglasung zur Straße Am Hauptbahnhof (heute: Am Ostbahnhof). Zusätzlich sollte mit den gemauerten Bögen an die traditionelle Berliner Bahnhofsarchitektur erinnert werden.
Ein wesentlicher Punkt bei der Umgestaltung war die Elektrifizierung der Fernbahn. Die ersten elektrischen Lokomotiven erreichten die Station zum Fahrplanwechsel 1987. Einziges Manko: der Fahrdraht reichte aufgrund der zu geringen Höhe der Hallenkonstruktion nur an diese heran, die Züge fuhren mit abgeklapptem Stromabnehmer in die Halle hinein und wurden mit Dieselloks wieder an die benötigte Spannung gezogen. Weitere Umbaumaßnahmen betrafen die östlichen Weichenbereiche der Stellwerke "B2" und "B3": hier wurden bei 67 Weichen auf elektrische Weichenheizung umgerüstet.
So zeigte sich der Berliner Ostbahnhof am 29. Mai 2003 aus der Luft.
Das Bild ist heute so nicht mehr wiederholbar, ein Großteil des Umfeldes hat sich mittlerweile rapide verändert.
Im Rahmen der endenden Feierlichkeiten zum 750jährigen Stadtjubiläum wurde am 15. Dezember 1987 die Station in "Berlin-Hauptbahnhof" umbenannt. Der größte Teil der Sanierungsarbeiten war zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen.
Ein kleines Kapitel des Ost- bzw. Hauptbahnhofes wollen wir natürlich auch erwähnen: Vom Gleis 1 fuhr in unregelmäßigen Abständen der DDR-Regierungszug. Da besagtes Gleis nur einen Seitenbahnsteig hat, waren die hohen Fahrgäste unter sich. Gegenüber den Reisenden auf den anderen Bahnsteigen wurde dann ein weiterer Zug als Sichtschutz abgestellt - man wollte lieber unter sich sein.
Mitte der 1990er Jahre begann die umfassende Sanierung der Stadtbahn. Dazu wurde am 25. September 1995 der Fernverkehr zwischen dem Hauptbahnhof und Zoologischer Garten eingestellt. Die S-Bahn fuhr dann daraufhin bis zum 21. Oktober 1996 auf den Gleisen der Fernbahn. In den Jahren 1997/98 erfolgte dann die Sanierung der Fernbahntrasse. Da dadurch der Hauptbahnhof nicht angefahren werden konnte, wurden in Warschauer Straße mehrere Behelfsbahnsteige für den Fernverkehr angelegt. Nach 1319 Tagen schließlich, am 24. Mai 1998, gingen die Fernbahngleise offiziell wieder in Betrieb. Am selben Tag erfolgte auch die Rückbenennung in "Berlin-Ostbahnhof".
Jannowitzbrücke | Warschauer Straße |
Autor:
Mike Straschewski
Quellen und weiterführende Buchtipps:
Die Umgestaltung des Berliner Ostbahnhofs zum Hauptbahnhof; Werner Gehrke, Karl-Ernst Swora, aus: Eisenbahnpraxis Hefte 3+4/1987
Jungbrunnen für eine alte Dame; Peter Lietz; Verkehrsgeschichtliche Blätter; Hefte 6/1997 und 4/1998
Stadtbahn-Sanierung abgeschlossen; Uwe Poppel, Berliner Verkehrsblätter; Heft 6/1998
Berlins S-Bahnhöfe; Jürgen Meyer-Kronthaler/Wolfgang Kramer, be.bra Verlag, 1998
weiterführende Links:
Der Bahnhof bei Google Maps
Veröffentlichung:
26. Oktober 2008
letzte Änderung des Textes: 23. März 2008