Bild: Storkower Straße


telegrafisches Kurzzeichen: BSTO, vormals Sto, auch Cf
eröffnet: 4. Mai 1881 (als Central-Viehhof)
elektrischer Betrieb seit: 1. Februar 1929
Zugverkehr wegen Kriegseinwirkungen eingestellt: April 1945
Zugverkehr (nur für sowjetisches Militär) wieder aufgenommen: August 1945
Zugverkehr (nur noch Durchfahrten) eingestellt: 2. November 1947
Zugverkehr (für den öffentlichen Verkehr) wieder aufgenommen: 25. Juli 1951
Station liegt auf der Ringbahn

Landsberger Allee Frankfurter Allee

Am 4. Mai 1881 wurde der Bahnhof Central-Viehhof in die bestehende Ringbahnstrecke zwischen Greifswalder Straße und Frankfurter Allee eingefügt. Grund dafür war die Inbetriebnahme des von 1878 bis 1881 gebauten zentralen Vieh- und Schlachthofes zwischen der Eldenaer Straße, Thaerstraße und der Ringbahn. Das 38,6 Hektar große Gelände befand sich damals noch außerhalb der Stadt, die Anlieferung der zukünftigen Fleisch- und Wurstwaren erfolgte vom Fernbahnbereich des Bahnhofes Weissensee (heute Greifswalder Straße) aus.

Bild: Einfahrt von Leninallee kommend

Einfahrt in den Bahnhof Storkower Straße von Leninallee kommend.
Links neben der typischen Ringbahnbrücke befindet sich der unterirdische Zugang zum Zentralviehhof. Er wurde meist von den dortigen Angestellten benutzt (undatiert).

Die S-Bahn hielt am 1. Februar 1929 das erste Mal elektrisch an diesen Bahnsteigkanten. Der Zugang zur Station wurde durch einen Tunnel am nordwestlichen Bahnsteigende ermöglicht. In den Jahren 1937-39 wurde die damals mit 420 Metern längste Fußgängerbrücke Berlins errichtet, auch Rue de Galopp genannt. Sie verband jetzt mittig den Bahnsteig mit der Eldenaer Straße und diente damit auch gleichzeitig der Hygiene - Fahrgäste mussten nun nicht mehr die Viehhofanlagen durchqueren. Im angrenzenden Gebiet nördlich des Bahnhofes befanden sich anfänglich nur Kleingärten. Erst in den 1970er Jahren entstand in diesem Areal ein Neubaugebiet. Die Rue de Galopp wurde zur besseren Erschließung am 4. Oktober 1977 in Richtung Norden verlängert, sie wuchs damit auf stattliche 522 Meter!

Als im Jahre 1945 der Zweite Weltkrieg zurück zu seinem Ursprungsort kam, erlitten die Anlagen des Zentralviehhofes starke Zerstörungen. Auch die Fußgängerbrücke wurde beschädigt - der Bahnhof musste kriegsbedingt geschlossen werden. Im August 1945 wurde die Station wiedereröffnet, jedoch nur für sowjetische Militärangehörige. Grund war das in den Anlagen des Viehhofes eingerichtete Kriegsbeutelager der Sowjetarmee. Weitere Teile des Zentralviehhofes dienten der Ablagerung des Trümmerschutts.

Am 2. November 1947, die Rote Armee hatte von hier nichts mehr abzutransportieren, erfolgte die erneute Stillegung der Station, die Züge fuhren wieder durch. Nachdem die Deutsche Reichsbahn die Fußgängerbrücke instandgesetzt hatte, wurde der Bahnhof am 25. Juli 1951 wieder für den Fahrgastverkehr freigegeben - sechs Jahre nach Kriegsende! Die zerstörten Anlagen des Zentralviehhofes baute man teilweise wieder auf, im Jahre 1963 wurde der städtische Schlachthof in den Volkseigenen Betrieb (VEB) Fleischkombinat Berlin umgewandelt.

Bild: Zugausfahrt und Kühlhaus

Bahnhofsansicht vom 17. April 1983 - im Hintergrund eines von mehreren Kühlhäusern des ehemaligen Zentralviehhofes.

Am 15. Oktober 1977, anderthalb Wochen nach der Verlängerung der Fußgängerbrücke in Richtung Norden, benannte man die Station um: Neuer und auch noch heutiger Name: Storkower Straße. Zu diesem Zeitpunkt wurde nebenan aber nicht mehr gearbeitet: Schon ein Jahr zuvor hatte das Fleischkombinat die Anlagen aufgeben. Der unterirdische Tunnelzugang wurde 1986 geschlossen, 1993 wurde er restlos beseitigt.

Auch die Rue de Galopp ist mittlerweile Geschichte: Während der nördliche Teil Ende der 1990er Jahre durch einen Privatinvestor saniert wurde, dümpelte der längere, ältere Teil noch bis zum Juni 2002 vor sich hin. Dann wurde er innerhalb weniger Tage abgerissen. Heute besteht südlich des Bahnhofes nur noch ein neuaufgebauter kurzer Übergang - kein Vergleich mehr zur alten Anlage. Jedoch ist sie uns, zumindest visuell, erhalten geblieben: im alten Vorspann der ARD-Krimiserie "Polizeiruf 110" ist sie zu sehen.

Von Anfang an bis heute hat die Station keinerlei Bahnsteigüberdachung. Schutz vor den Wetterunbilden bietet heute nur der Treppenzugang. Wartehäuschen? Fehlanzeige! Auf dem ehemaligen Gelände des Zentralviehhofes befindet sich derzeitig das Stadtentwicklungsgebiet Blankensteinpark.

Landsberger Allee Frankfurter Allee

Autor:
Mike Straschewski

Quellen und weiterführende Buchtipps:
Berlins S-Bahnhöfe; Jürgen Meyer-Kronthaler/Wolfgang Kramer, be.bra Verlag, 1998

weiterführende Links:
Der Bahnhof bei Google Maps

Veröffentlichung:
26. Oktober 2008


letzte Änderung des Textes: 3. Mai 2010

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