Bevor die eigentlichen Sanierungsarbeiten beginnen konnten, musste der Bauleiter Herr Günther eine Bestandaufnahme machen, um sich ein Bild vom Ausmaß der anfallenden Reparaturen machen zu können. Dazu gehörten u.a. Schadensfeststellungen, Erstellung der nötigen Aufmaße, Massenermittlungen, Erarbeitung von Bauablaufpläne etc...
Eines Tages wurde ihm mitgeteilt, das "jemand", d.h. ein Offizier der DDR-Grenztruppen auf den Bahnhof kommen werde. Er sollte diesen dann auf der Station herumführen und ihm erläutern, welche Baumaßnahmen man vorhatte und wie der Bauablauf sich in etwa wohl gestalten werde. Wann, wo und wie dieser Offizier genau kommen sollte, das sagte man ihm jedoch nicht.
Wie an jedem Tag hatte Herr Günther auch diesmal seinen Fotoapparat dabei. Dieser diente ihm zum Dokumentieren der Schäden bzw. des späteren Baufortschritts. Irgendwann bemerkte er dann eine Bewegung auf der Mauer - diese verlief ja unmittelbar auf der östlichen Seite des Bahndammes der Nordbahn. Ein Trupp von drei Soldaten erklomm mittels einer Leiter von Ostberliner Seite her die letzte Sperrmauer. Nach wenigen Minuten standen sie, zwei Soldaten und ein Offizier - alle bewaffnet - dann auf dem Bahnsteig. Bauleiter Günther zeigte ihnen den Bahnhof: Beide Eingangshallen, das Empfangsgebäude, die vermauerten Tunnel des nördlichen Zuganges, die Räume der Fahrkartenausgabe und, und, und...
Nach dem Ende der Besichtigung verabschiedeten sich die drei Soldaten und nahmen den gleichen Weg über die Mauer gen Osten zurück. Bauleiter Günther zog jetzt seine Kamera hervor und schoß heimlich aus dem Fenster der Aufsicht die folgenden Bilder:
Beide Soldaten sitzen wieder rittlings auf der Mauerkrone, die Leiter ist noch auf der Westseite, da der Offizier noch nicht aufgestiegen ist.
Auch der Offizier hat jetzt die Mauer erstiegen.
Nun wird die Leiter von der Westseite hochgeholt...
... um sie dann auf die Ostseite abzulassen.
Der Offizier ist schon wieder herabgestiegen, der erste Soldat folgt ihm.
Der dritte und letzte Grenzer entschwindet nun auch gen Osten.
Nach diesem besonderen Erlebnis nahm Herr Günther seine Arbeit wieder auf.
zurück zur Einleitungsseite | zurück zum Bahnhof Wollankstraße |
Bearbeitung für die Webseite:
Mike Straschewski
letzte Änderung:
26. Oktober 2008
Veröffentlichung:
26. Oktober 2008