Wir schreiben das Jahr 1984. Gleich am Anfang des neuen Jahres werden die Betriebsrechte der S-Bahn in Westberlin an die BVG übertragen. Der S-Bahnbetrieb wird an diesem 9. Januar 1984 unter anderem auf der Nordbahn eingestellt. Dem neuen Betreiber fehlten neben den benötigten Triebwagen auch das fachkundige Personal.
Einen Tag zuvor, am 8. Januar, demonstrierten zehntausende Berliner Fahrgäste in einer Sternfahrt, die u.a. durch den Fahrgastverband IGEB sowie anderen Bürgerorganisationen initiiert worden war [1]. Die Botschaft dieser Veranstaltung war klar und deutlich: die Bewohner des Berliner Nordens wollten ihre S-Bahnverbindung erhalten. Unter diesem Druck wurde von politischer Seite aus entschieden, die S-Bahn nach einer Sanierung der Bahnhöfe der Nordbahn am 1. Oktober 1984 wieder in Betrieb zu nehmen.
Bürgerbegehren - manifestiert durch eine Sternfahrt:
Volle Züge am letzten Betriebstag der S-Bahn unter Regie der Deutschen Reichsbahn (8. Januar 1984).
Jedoch nicht alle Bahnhöfe der Nordbahn unterlagen der Verwaltung der BVG und des Berliner Senates. Der S-Bahnhof Wollankstraße befand sich auf Ostberliner Territorium, die Betriebsführung oblag damit weiterhin der Deutschen Reichsbahn (DR). Gemäß Protokollvermerk Nr. 3 der S-Bahn-Vereinbarung sollte der Bahnhof einschließlich der Nordbahn konserviert werden. Dazu kam es in Teilen jedoch nicht, da schon kanpp zehn Monate später die Nordbahn wieder in Betrieb genommen wurde.
Die DR begann im Frühjahr 1984 mit den ersten Sanierungsmaßnahmen. Die federführende Bauleitung hatte die Hochbaumeisterei Lehrter Bahnhof (Hbm Leb) inne. Sämtliche Westberliner technischen Dienststellen wurden in die Wiederinstandsetzung mit einbezogen.
Es wurden u.a. folgende Arbeiten ausgeführt:
Die Gesamtkosten für die Sanierung beliefen sich auf 1,6 Millionen DM, die von Westberliner Seite (Senat?) finanziert wurden [2].
Es ist geschafft: am 1. Oktober 1984 fahren die Züge wieder auf der Nordbahn.
Im Bild der erste Fahrgastzug, der pünktlich vom Anhalter Bf kommend um 4:51 Uhr den Bahnhof Frohnau erreicht hat.
Die folgenden Bilder hat uns der damalige Bauleiter Herr Hans-Henning Günther zur Verfügung gestellt.
In dieser Galerie finden Sie in chronologischer Reihenfolge eine Abfolge der Bauarbeiten.
Vor Beginn der Bauarbeiten musste Herr Günther jedoch noch eine Bestandsaufnahme der Station durchführen.
Dabei kam es zu einer, heute recht amüsant wirkenden, Begegnung mit Soldaten der DDR-Grenztruppen.
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Autor:
Mike Straschewski
Quellen:
[1] S-Bahnhof Frohnau, Gartenstadt und Nordbahn; Signal Sonderheft 1/1985; IGEB e.V.
[2] Wieder mit der S-Bahn nach Frohnau; Jürgen Busse und Uwe Poppel; Berliner Verkehrsblätter; 11/1984
August 1961: S-Bahn und Mauerbau; Udo Dittfurth; Verlag GVE; 2003
letzte Änderung:
28. Oktober 2012
Veröffentlichung:
26. Oktober 2008