1989 - 2003 - Von der Wende bis zum Ende


zurück zur Einleitungsseite Der Museumszug der Bauart 1937 entsteht

Vandalismus und Fahrgastsicherheit

Das Steuerviertel 277 409/410 erhielt im März 1986 zur Fahrgastinformation probeweise im Innenraum Lautsprecher, die sich über den Einstiegen im Bereich des Lichtbands befanden. Nach positiven Erfahrungen baute das Reichsbahnausbesserungswerk Schöneweide ab April 1988 Lautsprecher generell anlässlich einer Hauptuntersuchung in die Wagen der Baureihe 277 ein. Mitte der 80er Jahre erhielten einige Fahrzeuge - so 277 003/4, 193/194, 265/266 und 327/328 - neue Wandverkleidungen aus braunem Sprelacart (Farbton Rüster).

Zunehmender Vandalismus machte in der zweiten Hälfte der 80er Jahre auch der S-Bahn im damaligen Ostnetz zu schaffen. Ab November 1987 entfernte die Deutsche Reichsbahn bei den Instandhaltungsstufen T6 oder T7 Abteiltische, Abfallbehälter und Armlehnen. Letztere wurden allerdings nach erheblichen Protesten ab April 1989 wieder angebracht.
Nach der Wende und nach Zusammenschluss der Netze gab es noch mehr mutwillige Beschädigungen, der Vandalismus in den Zügen nahm zu. Um diesem zu begegnen, wurden ab Herbst 1990 zunächst im Zusammenhang mit dem Einbau einer Ekotaldecke (Instandhaltung T7), ab Januar 1992 dann unabhängig von der Schadgruppe in den Triebwagen die Trennwand zwischen Traglastenabteil und Fahrgastraum entfernt. Ab etwa April 1992 baute das Ausbesserungswerk Schöneweide für mehr Fahrgastsicherheit Fenster in die Stirnseiten der Wagen ein, was einen Blick von einem zum anderen Wagen ermöglichte. Ab etwa September 1992 entfernte man die Gepäckraufen.

477 144 in Sgrr

Am 17. Dezember 1993 wurde der Südring zwischen Baumschulenweg und Westend nach über 13jährigen Schlaf wieder von planmäßigen S-Bahnzügen befahren. Hier 477 144 mit DR-Emblem im Umlauf S46-52 nach Westend im Bahnhof Schöneberg Ringbahn.

Um Vandalisten die Lust zu nehmen, Sitze zu beschmieren, erhielten die Wagen von Februar 1997 bis Anfang 1998 bunte Sitzbezüge aus Kunstleder im sogenannten "Japan-Look", als erster 477/877 081.

Ab 1992 - Unterwegs als Baureihe 477/877

Die S-Bahnzüge der Baureihe 477/877 - also ab 1992 - fuhren in der Regel als S3 oder als S5 sowie ab September 1994 als S75 von Ost nach West über die Stadtbahn oder endeten bzw. begannen dort. Von Süd nach Nord über den Ostring fuhren sie als S8, vereinzelt auch als S10 und S85. Als S6 fuhren die 477er sowohl auf der Stadtbahn als auch auf einem Teil des Ostrings, verstärkt zeitweise durch die S86. Angemerkt sei, dass die genannten Strecken selbstverständlich in beiden Richtungen befahren wurden.

Im Mai 1998 lebte der Mini-Otto aus den 80er Jahren wieder auf, d. h. es verkehrten wieder einzeln fahrende Steuerviertelzüge der Baureihe 477.6, und zwar in den Abendstunden von Mahlsdorf nach Strausberg oder Strausberg Nord. Vom Funknamen der Stammzuggruppe - Emil - leitet sich der für die Einsetzer ab: Erna. Ab März 2001 wurden sie hier durch Viertelzüge der Baureihe 480 ersetzt, die Baureihe 477.6 fuhr abends auf der gekoppelten S46/S86 von Königs Wusterhausen nach Hermannstraße und zurück nach Spindlersfeld. Ab Juni 2002 kamen sie wieder auf die Ostbahn nach Strausberg zurück.

477 im Morgenlicht

2003: Der letzte Sommer für die BR 477 ist angebrochen.
In wenigen Wochen wird ihr Einsatz auf der S-Bahnlinie 5 (Erna) Geschichte sein.

Bahndienstwagen

Seit den Nachkriegsjahren war es nicht ungewöhnlich, ältere Fahrzeuge als Bahndienstwagen weiter zu nutzen. So wurden 2001 auch sechs Viertelzüge der Baureihe 477 zu Bahndienstwagen und zwar 477/877 171 bis 174 sowie 177 und 179. Es waren Viertelzüge der Bauarten 1935 und 1935 a. Sie wurden in der obigen Reihenfolge umgezeichnet in 478/878 810, 816, 817, 811, 814 und 815, blieben aber im Übrigen praktisch unverändert.

Das Ende

Mit der im Jahr 2001 beginnenden Ausmusterung der Züge der Baureihe 477 verringerte sich auch deren Einsatzgebiet. Nach dem Fahrplanwechsel im September 2001 verkehrten sie auf den Linien S3 und S9, in der Hauptverkehrszeit dann noch auf den Linien S5 und S75 und abends als S46/S86.
Nachdem sie kurzzeitig - von Mai bis September 1994 - schon einmal auf der S9 eingesetzt waren, kamen die 477er im Mai 2000 wieder auf die S9, als sie nicht mehr auf den Südring fuhren. Auf der S9 zwischen Westkreuz und Schönefeld wurden sie bis zum Ringschluss im Juni 2002 eingesetzt.

Abschied BR 477

2. November 2003: Abschied von den letzten Altbaufahrzeugen.

Es verblieb danach der Einsatz auf der S3 von Ostbahnhof nach Erkner und der Einsatz in der Zuggruppe Erna von Mahlsdorf nach Strausberg/Strausberg Nord bis Dezember 2002. Ab Mai 2003 wurden auch auf der S3 immer mehr 477er durch Züge der Baureihe 481 ersetzt. Zuletzt fuhren die 477er - inzwischen fast nur noch "alte 167er" - dort, wo sie auch ihre ersten Einsätze hatten: Auf der Strecke von und nach Erkner. Abgesehen von der Nachkriegszeit, als dort Vorortgleise demontiert waren, hielten sie "ihrer" Strecke und unzähligen Fahrgästen fast 65 Jahre die Treue.

Am 2. November 2003 drehten die Züge vormittags die letzten Runden zwischen Berlin und Erkner, bevor sie mit einer Festveranstaltung in der Triebwagenhalle Erkner offiziell verabschiedet wurden. Damit endete der planmäßige Einsatz der Rundköpfe bei der S-Bahn Berlin GmbH.


zurück zur Einleitungsseite Der Museumszug der Bauart 1937 entsteht

letzte Änderung:
26. Oktober 2008

Veröffentlichung:
26. Oktober 2008

nach oben