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Auch der Ostberliner Triebfahrzeugführer Henning Brendel erinnert sich dieser legendären Nacht:
In der Nacht vom 9. zum 10. November 1989 hatte ich erst örtlichen Rangierdienst im S-Bahnbetriebswerk Friedrichsfelde und setzte von dort aus zum Früheinlauf einen Zug der Zuggruppe Emil ein. Beim Wagenmeister lief die ganze Nacht das Radio und da hörte ich auch, das man die Grenze nach Berlin-West (amtl. Sprachgebrauch) passieren konnte.
Früh setzte ich meinen Emil in Richtung Friedrichstraße ein. Ich kann mich daran noch gut erinnern, daß auf dem Bahnsteig C kurz nach 4 Uhr ungewöhnlich viele Menschen standen - zu ungewöhnlich für einen ganz normalen Wochentag. Es waren die heimkehrenden Ausflügler der Nacht, die eben mal kurz "drüben" waren. Beim Führerstandswechsel, als ich so am Zug entlang ging und mir meine Fahrgäste in den einzelnen Wagen betrachtete, fiel mir auf, daß viele Fahrgäste eine Westzeitung lasen. Für mich war es ein ungewohnter und unvergesslicher Anblick gewesen.
In der Nacht vom 10. zum 11. November 1989 hatte ich auch wieder Nachtdienst, in dieser Nacht fuhr ich den Nordpol 7 von Grünau nach Bernau über Schönhauser Allee und Pankow. Mein Dienstregler W. Genß teilte mir beim Dienstbeginn mit, daß ein erweiterter operativer Nachtverkehr eingerichtet worden war. Meine Strecke führte von Schönhauser Allee nach Pankow (und zurück) unter der Bösebrücke durch. Auf dieser Brücke wurde die Grenze einen Tag vorher als erstes geöffnet.
In dieser Nacht aber standen Hunderte von Menschen auf der Brücke - und das die ganze Nacht hindurch! Ein unvergesslicher Anblick, den ich in dieser Nacht auf Grund des Nachtverkehrs mehrere Male durch die Frontscheibe meines Führerstandes erleben durfte.
Noch Tage vorher liefen immer nur ab und an nur mal vereinzelt Leute über diese Brücke ...
So schnell änderten sich die Zeiten.
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Autor:
Henning Brendel, Berlin
letzte Änderung:
7. Dezember 2012
Veröffentlichung:
7. Dezember 2012