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Frage: Sie sind mit dem Film auf der Welt herumgereist. Wo überall waren Sie? Wer war der Auftraggeber?
Der Auftraggeber war das Goethe-Institut. Die mochten den Film. Das Goethe-Institut hat immer noch die Aufgabe, so etwas wie eine Außendarstellung der deutschen Kultur zu leisten. Da hat man eben auch erkannt, dass dieser Film etwas ganz besonderes ist und das man ihn eben zur Außendarstellung nutzen kann.
Ich reiste nach Los Angeles, San Francisco, Seattle, Houston (Texas), nach Pune, Madras, Bombay, Athen, Tel Aviv, Jerusalem und Kairo.
Frage: Kann man sagen, dass dieser Film etwas angestoßen hat in dieser Stadt? Ein Umdenken in Sachen S-Bahn?
Weiß ich nicht. Kann sein. Zusammen mit dem Buch - ein kleines bisschen vielleicht, aber das ist schwer zu sagen.
Frage: Welche Gefühle und Empfindungen hat man jetzt nach über 23 Jahren über den Film?
Es war eine wunderschöne Arbeit. Es war anstrengend, wie Filmemachen immer anstrengend ist. Es war ein Abenteuerfilm. Ein Kritiker in der "Zeit" hat ihn als Abenteuerfilm bezeichnet, der aber nicht wie alle anderen Abenteuerfilme von Menschen handelt, sondern von Dingen, von Gegenständen, von Zügen und Bahnhöfen - ein großer Abenteuerfilm. Das war er auch beim Drehen. Es war sehr schön, dass wir viel Zeit hatten. Drehtage hatten wir nur etwa fünfzehn, glaube ich. Aber das ich völlig frei entscheiden konnte, wann ich drehe und nicht alle fünfzehn am Stück, ich wollte ja fast alle Jahreszeiten drin haben. Und es war schön, das ich lange Zeit im Schneideraum zur Verfügung hatte, das ich eine Produzentin und einen Redakteur hatte, die ganz genau wussten, das Entscheidende bei so einem Film ist lange Schnittzeit.
Frage: Die Produzentin Clara Burckner bekam nach der Verleihung des Bundesfilmpreises Einreiseverbot nach Ost-Berlin, welches erst mit dem Mauerfall 1989 aufgehoben wurde. Hatten Sie, nach dem der Film im Fernsehen lief, Reaktionen aus der DDR, von der Deutschen Reichsbahn? Hatten Sie Schwierigkeiten im Transitverkehr?
Gar nichts. Jürgen Jürges meinte, wir werden Schwierigkeiten kriegen. Er ist dann eine Zeitlang nach Hannover geflogen, sein Assistent fuhr dann seinen Volvo hinterher. Er hat mir das auch sehr empfohlen. Ich bin weiter ganz normal mit meinem Passat durch die DDR gefahren. Ich habe nie nichts dergleichen erlebt.
Als die Mauer fiel, habe ich relativ schnell Kontakt aufgenommen zu einem Ostberliner Kameramann. Er erzählte mir gleich, dass man meinen Film kannte und mochte.
Vielen Dank für das Gespräch.
Nachtrag: Dem Triebwagenführer Dieter Müller wurde dann fast sein Fahrschalterschlüssel zum Verhängnis. Im Buch "Berliner Stadtbahnbilder" prangt auf den Doppelseiten 72/73 sein Fahrschalterschlüssel in ganzer Pracht. Daraufhin wurde er in seine Dienststelle, das damalige S-Bahnbetriebswerk Nordbahnhof zitiert. Jedoch konnte ihm nie nachgewiesen werden, dass er der einzige Tf ist, der einen solchen Schlüssel besitzt, noch das er an der Erstellung des Filmes beteiligt war. Den Schlüssel ließ er dann vorerst verschwinden, er befindet sich jedoch noch heute in seinem Besitz.
Das Gespräch mit Alfred Behrens führten Detlef Jentzsch, Markus Jurziczek und Mike Straschewski im Beisein von Dieter Müller am 19. März 2004.
Alle verwendeten Bilder im Interview stammen aus dem Film "Berliner Stadtbahnbilder" - mit freundlicher Genehmigung der Basis-Film Verleih GmbH.
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letzte Änderung:
26. Oktober 2008
Veröffentlichung:
26. Oktober 2008