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Wiedervereint (1990-1993)
Am 2. Juli 1990, einen Tag nach Inkrafttreten der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion und den parallel dazu aufgehobenen Kontrollen an der deutsch-deutschen Grenze gab es wieder durchgängigen S-Bahnverkehr auf der Stadtbahn. Im Vorfeld hatte die BVG versucht, die Reichsbahn dazu zu bewegen, nur Züge einer Strecke auf die westliche Stadtbahn zu führen, damit man den Grundsatz der Linienreinheit beibehalten könne. Die Reichsbahn hat jedoch dieses die Filigranität des Ostberliner S-Bahnnetzes zutiefst verkennende Ansinnen entschieden zurückgewiesen.
Zunächst wurden zwei Zuggruppen vollständig nach Westberlin verlängert (B, H). Zwei weitere fuhren gekoppelt in je eine Richtung auf dem Westnetz (C, F). Im September kam dann eine weitere Zuggruppe (E) hinzu. Die BVG bezeichnete all' diese Zuggruppen pauschal als S 3 (S 3 im weiteren Sinne), wobei bei den in nur eine Richtung im Westnetz fahrenden Zuggruppen auch nur die Züge dieser Richtung als Bestandteil der S 3 betrachtet wurden. Tatsächlich bestand der Beitrag der BVG lediglich in einem gemeinsamen Betrieb der Zuggruppe H / Linie S 3 (S 3 im engeren Sinne), wobei die Fahrzeuge der BVG auch nur bis zum Lehrter Stadtbahnhof mit eigenem Personal besetzt waren.
Exakt elf Monate später trat ein erster Gesamtberliner S-Bahn-Fahrplan in Kraft, welcher die Einführung von Liniennummern für das gesamte S-Bahnnetz mit sich brachte. Da die Reichsbahn nicht vor hatte, das bestehende Zuggruppenkonzept abzuschaffen, wurden einfach mehrere weitgehend parallel verlaufende Zuggruppen unter dem Dach einer gemeinsamen Linie vereint (wobei es auch den Fall gab, dass 1992/93 die S 85 werktags durch die Zuggruppe O und am Wochenende durch die L gebildet wurde, obwohl die L werktags die Linie S 86 bildete). Die BVG beteiligte sich jetzt an der S 5 Zuggruppe E, übergab aber schon 1992 den Betrieb auf der Stadtbahn komplett an die Reichsbahn.
Als Wehmutstropfen brachte der Fahrplan von 1991 jedoch auch eine Reihe von Ausdünnungen im Osten mit sich. Dafür wurden im Folgejahr alle drei Westberliner Vorortstrecken ins Umland verlängert.
Ein Ring, sie zu verbinden (1993 - 2004)
Im Jahr 1993 wurde beschlossen, die Zuggruppenbezeichner nicht mehr in den Stirnfenstern anzuzeigen, da der Aushang von Linie, Zuggruppe und Umlauf Fahrgäste verwirren könne. Stattdessen wurde ein System von Umlaufnummern eingeführt, aus denen sich zusammen mit der Liniennummer die Zuggruppe ergibt. Dieses System, welches bis heute im Einsatz ist, sieht folgende Zahlenbereiche vor:
Parallel dazu wurden die Funknamen innerhalb der Linien vereinheitlicht, und zwar in der Form, dass alle Zuggruppen - unabhängig von ihren eigentlichen Bezeichnungen - den Funknamen der Stammzuggruppe tragen. Dieses Konzept hat sich jedoch nicht bewährt und so ist man bereits im Dezember '93 wieder zum bewährten System zurückgekehrt.
Am 1. Januar 1994 endete die Betriebsführung des Westnetzes durch die BVG. Entsprechend den Vereinbarungen zum Einigungsvertrag fiel das Netz an die Bahn zurück. Diese hatte zum gleichen Zeitpunkt den ersten Schritt ihrer Bahnreform vollzogen, die staatliche Deutsche Reichsbahn und die ebenfalls staatliche Deutsche Bundesbahn schlossen sich zur privatrechtlich organisierten Deutschen Bahn AG zusammen (ein Jahr später wurde die S-Bahn-Berlin GmbH als Tochterfirma ausgegründet).
Zum Fahrplanwechsel des gleichen Jahres wurden schließlich sämtliche Zuggruppenbezeichnungen so abgeändert, dass seither alle Zuggruppen einer Linie den gleichen Kennbuchstaben tragen und sich nur noch durch den Index unterscheiden. Dabei kam es auch zu einer Reihe (zumindest für Außenstehende) nicht näher nachvollziehbarer Umbenennungen von indexlosen Zuggruppen. Und noch ein weiteres Ereignis fand statt: Im Rahmen der Regionalbahnlinie R 19 wurde der Testbetrieb einer Duo-S-Bahn aufgenommen. Diese verkehrte für knapp ein Jahr unter der Bezeichnung S 19 und dem Zuggruppennamen J ("Jutta").
Im Mai 1998 verkehrte mit der E II erstmals eine Einsatzzuggruppe im Spätverkehr. Sie war eingeführt worden, da man angesichts der schwachen Nutzung der Bahn östlich Berlins einen separaten Betrieb mit Zweiwagenzügen für sinnvoll erachtete. Nachdem bis 2002 weitere Späteinsetzer hinzukamen, ist inzwischen die heutige E III wieder die einzige ihrer Art.
Die neunziger und anschließenden Jahre waren gekennzeichnet vom schrittweisen Wiederaufbau des alten S-Bahnnetzes mit dem Ring als wichtigstem Projekt, dessen Fertigstellung im Sommer 2002 zu einer nicht gekannten Form von Zuggruppenkopplungen führte (s. o.). Ferner wurden erstmals richtungsspezifische Linien- und Zuggruppennamen eingeführt (S 41 und A etc. im Uhrzeigersinn, S 42 und R etc. gegen den Uhrzeigersinn). Unterdessen wurde bei der Anfang 2003 begonnen Unterbrechung der westlichen Stadtbahn erstmals seit 1994 wieder vom Konzept linienreiner Zuggruppennamen abgewichen (H und O bei S 7, S und T bei S 75).
Die Zukunft (ab 2004)
Da der Senat die städtische Kristallkugel an einen nicht genannt werden wollenden Investor verkauft hat, muss dieser Abschnitt leider vorerst offen bleiben. Wir bitten um ihr Verständnis.
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Autor:
Holger Prüfert
der Autor ist Webmaster der Internetseite: Chronik der Zuggruppen der Berliner S-Bahn ab 1945
letzte Änderung:
26. Oktober 2008
Veröffentlichung:
26. Oktober 2008