Das S-Bahnbetriebswerk Papestraße

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eröffnet: 1. November 1928
geschlossen: September 1980
wiedereröffnet durch die BVG: Januar 1987
endgültig geschlossen: 31. März 1992

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Im Rahmen der Großen Elektrisierung (1924 - 29) wurde aufgrund fehlender Wartungs- und Abstellkapazitäten ein neues S-Bahn-Betriebswerk (S-Bw) notwendig. Dieses sollte, um Leerfahrten nach Grünau und Friedrichsfelde zu vermeiden, zwischen den S-Bahnhöfen Tempelhof und Papestraße entstehen und überwiegend den Zügen der Ringbahn dienen. Sein Planungsname lautete Triebwagenschuppen Tempelhof; eröffnet wurde das S-Bahn-Betriebswerk Papestraße (Par) am 1. November 1928.

Grundaufbau des S-Bw Par

Baubeginn war im Jahre 1926. Auf 49.000 m² entstanden eine fünfgleisige Fahrzeughalle für Vollzüge, ein Verwaltungs- und Sozialtrakt sowie ein Werkstattbau mit zwei verkürzten Gleisen, außerdem ein Umspannwerk, Trafogebäude sowie weitere diverse Kleinbauten. Die Triebwagenhalle ist ein Mauerbau, ihre Ausmaße betragen 155,0 x 28,8 Meter. Die Ausmaße der Werkstatthalle sind 86,4 x 16,0 Meter; in ihr wurde eine Zwischendecke eingezogen. Im Erdgeschoß befanden sich die Räume der Tischlerei, das Lager und Meisterbüro, im Obergeschoß die Umkleide- und Duschräume. Das Verwaltungsgebäude (25,8 x 16,0 m) ist auch ein zweigeschossiger Bau. Im Keller befanden sich ein Lager- und der Heizungsraum, im Erdgeschoß die Kantine nebst der Küche sowie die Schlosserei und Büroräume. Im Obergeschoß waren weitere Umkleide- und Büroräume.

Hier finden Sie einen Gleisplan von 1962.

Das S-Bw befindet sich in Insellage zwischen den Hauptgleisen der Ringstrecke zwischen den Bahnhöfen Tempelhof und Papestraße. Es konnte somit von beiden Bahnhöfen aus angefahren werden. Von Tempelhof her regelte den Verkehr das Stellwerk Tf, den Verkehr von Papestraße steuerte das Stellwerk Tat.
Ein Straßenanschluß war von Anfang an nicht vorhanden, die Beschäftigten erreichten das S-Bw mittels des Zugangsbauwerkes vom Wittelsbacherkorso her (seit 21. April 1936: Boelckestraße). Die Materiallieferungen erfolgten alle über die Schiene.

Bild: Luftbild von 1927

Luftbildaufnahme des Triebwagenschuppens (damals noch als Tempelhof benannt) im Bauzustand.
Am linken unteren Bildrand hat gerade ein dampfbespannter Ringbahnzug das Einfahrvorsignal Papestraße passiert. Das Gleis dieses Zuges ist das heutige Streckengleis Südkreuz (ex Papestraße) - Tempelhof. Überhalb dieses Zuges steht auf dem Gleis 65 des zukünftigen S-Bw ein Ringbahnzug bereit. Im Hintergrund werden am Braunschweiger Ring (heutige Hoeppnerstraße) die Wohnhäuser neu gebaut (14. Juli 1927).

Die Zeit bis 1945

Von Anfang an übernahm das S-Bw Papestraße die Gestellung fast aller Züge der Ringbahn. Im "Dritten Reich" schmiedete man große Pläne zur Umgestaltung Berlins in die Welthauptstadt Germania. Nachdem Albert Speer 1937 zum Generalbauinspekteur für die Reichshauptstadt Berlin ernannt worden war, nahmen die Pläne mehr und mehr Gestalt an. So plante man eine fast komplette Umgestaltung der Bahnanlagen. Da, wo sich das gerade erst neun Jahre alte S-Bw Papestraße befand, sollte der neue Personenbahnhof Süd entstehen. Als Ausweichort wurde für die S-Bahn ein Neubau an der Oderstraße geplant, allerdings wurde nur die Triebwagenhalle errichtet, sie hat jedoch nie einen S-Bahn-Wagen beherbergt. Sie dient heute als Lagerraum für ein Unternehmen.

Durch den Einwirkungen des Zweiten Weltkrieges erlitt auch das S-Bw Par starke Schäden. Bei mehreren Luftangriffen brachen Brände aus, die auch die dort abgestellten S-Bahn-Wagen zerstörten. Nach dem Krieg und dem Wegfall des S-Bw Westend wurde Papestraße vollends unentbehrlich. In den nachfolgenden Jahren stellte es größtenteils die Fahrzeuge für die Umläufe der Ringbahn (Zuggruppe Anton) und der Siemensbahn Jungfernheide - Gartenfeld (Zuggruppe Berta).

Bild: östliches Gleisvorfeld um 1930

Von Zerstörungen war man zum Zeitunkt der Aufnahme noch weit entfernt:
ein unbekannt gebliebener Viertelzug der BR 165 schaut aus dem Triebwagenschuppen heraus.
Im Vordergrund das Streckengleis Tempelhof - Papestraße (heute Südkreuz), dahinter das Umfahrungsgleis 60 (um 1930).

Der Zustand des S-Bw Papestraße im Jahre 1970

Die östliche Abstellanlage bestand aus den Gleisen 61-69, die westliche Abstellanlage aus den Gleisen 61-65 und 73. Ingesamt konnten auf diesen Gleisen 42 Viertelzüge abgestellt werden. Die beiden Umfahrgleise 60 und 70 standen ebenfalls zum Abstellen zur Verfügung, hier fanden 24 Viertelzüge Platz, jedoch nur mit der Prämisse, diese Gleise schnell zu räumen, damit bei Schäden und Störungen auf den Hauptgleisen der Zugverkehr über eines dieser Gleise umgeleitet werden konnte. Die Gleiswartung bzw. -überholung erfolgte durch die Bahnmeisterei Berlin-Tempelhof.


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