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Zwischen den Berliner S-Bahnhöfen Grunewald (Gd, heute Gwd) und Nikolassee (oben) (Nio, heute Nis) durchquerte die S-Bahnlinie 3, im Jahr 1986 noch unter Regie der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), auf etwa sieben Kilometer Länge den Stadtforst Grunewald. Wie der BVG-Signalplan mit Stand vom Dezember 1986 belegt, wird der Abschnitt "Gd - Nio" in beiden Fahrtrichtungen nicht durch Blocksignale unterteilt.
Die fehlenden Signalnummern 142 - 158 sowie 157 - 147 deuten darauf hin, dass dort früher Blockabschnitte eingerichtet waren. Bis etwa Ende der neunziger Jahre waren entlang der Strecke noch Mastfundamente sowie Reste von Blockschränken der bis Kriegsende betriebenen Automatik der Bauart O & K (Orenstein & Koppel) vorhanden. Um die Leistungsfähigkeit der S-Bahn zu erhöhen, gingen im Jahr 1990 in beiden Fahrtrichtungen zwischen "Gd - Nio" Selbstblocksignale in Betrieb. Im Aussehen entsprachen sie der Bauart Kompaktsignal der DB, sie zeigten jedoch die Signalbilder Hl 100 bis Hl 102 der Deutschen Reichsbahn. Zugleich galt es die als Ausweichanschlußstelle betriebene Anbindung der Triebwagenhalle Hundekehle nahe dem Bahnhof Grunewald in den Selbstblockabschnitt einzubeziehen. Im Februar 1990 erließ die BVG eine Dienstanordnung zum Selbstblock 60 (Dano S 102) und auch in einer Zusammenstellung wesentlicher Unterschiede von Bestimmungen für Triebfahrzeugführer der Deutschen Reichsbahn und der BVG wurde im September 1990 der "Selbstblock 60" genannt.
Blick auf die Weichenverbindungen von und zur Ausweichanschlußstelle Triebwagenhalle Hundekehle am Bahnhof Grunewald im Oktober 1991, die Blickrichtung ist nach Nikolassee.
Im Oktober 1991 steht an Gleis 2 des Bahnhofs Grunewald in Richtung Triebwagenhalle Hundekehle / Bahnhof Nikolassee das ständig Halt!-zeigende Signal Nr. 140 ².
Bahnsteig des S-Bahnhofs Grunewald in Richtung Triebwagenhalle Hundekehle / Bahnhof Nikolassee im August 1992. Anstelle des Lichtsignals Nr. 140 ² (Gleis 2) wurde eine Schutzhaltscheibe aufgestellt, rechts am Bahnsteigende von Gleis 1 ist das Blocksignal Nr. 148 erkennbar.
Blick zum gegenüberliegenden Bahnsteig in Richtung Westkreuz, ebenfalls im August 1992. Gleis 3 wird mit einer Schutzhaltscheibe gesperrt und endet nach etwa 30 Metern an aufgeschlichteten Schwellen. An Gleis 4 ist zwischen den Bahnsteigstützen das Blocksignal Nr. 149 zu sehen.
Der Austausch der Ausfahrsignale ist vorbereitet (31. März 1990).
Der Selbstblock 60 ging am 18. April 1990 auf dem Streckengleis Grunewald - Wannsee in Betrieb [1], die Gegenrichtung folgte einen Tag später. Durch ihn war nun ein Fünf-Minutentatkt auf dem beschriebenen Abschnitt möglich. Die Überwachung und ggf. die Bedienung des Abschittes Wk - Ws sowie Nio - Wk erfolgte vom Stellwerk Wk im Bahnhof Westkreuz aus, der Abschnitt Ws - Nio wurde vom Wannseer Stellwerk Wsk überwacht.
Mit der Inbetriebnahme des Stellbereiches des elektronischen Stellwerkes Berlin-Wannsee zwischen den Bahnhöfen Westkreuz und Wannsee gingen die Signale des Selbstblock 60 am 25. Januar 1994 wieder außer Betrieb und wurden durch Signale des Ks-Signalsystem ersetzt. Befanden sich beim System Selbstblock 60 jeweils vier Signale einschließlich der S-Bahnhöfe Grunewald und Nikolassee (oben) in jeder Richtung an den Gleisen, so säumen diese heute sieben (Streckengleis Gwd-Nis) bzw. acht Hauptsignale (Streckengleis Nis-Gwd).
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Autor:
Alexander Lindner
Quellen:
Dano S 102 - Selbstblock 60; Stand vom 22.02.1990; Herausgeber: BVG
Zusammenstellung der wesentlichen Unterschiede der Bestimmungen für Triebfahrzeugführer der Berliner S-Bahn, DR und BVG (ZUB S-Bahn DR/BVG); gültig ab 1.9.1990, Herausgeber: DR und BVG
Sonder-La zur Inbetriebnahme des Stellbereiches Westkreuz - Wannsee des elektronischen Stellwerkes Bln-Wannsee; gültig ab 30.01.1994; Herausgeber: DB AG, Geschäftsbereich Nahverkehr
[1] Kurzmeldung Berliner Verkehrsblätter 6/1990; S. 132
letzte Änderung:
8. April 2010
Veröffentlichung:
4. April 2010