Bild: Eichkamp


telegrafisches Kurzzeichen: ?
eröffnet: 1. Mai 1896 (wahrscheinlich als Werkstatt Grunewald/Eichkamp)
elektrischer Betrieb seit: 6. Juni 1928
Station geschlossen: 10. Dezember 1928
Station lag an der Wetzlarer Bahn

Grunewald Bildergalerie Westkreuz

Ein Name, zwei Bahnhöfe: Der Bahnhof Eichkamp existierte schon zweimal in Berlin. Einmal an der Wetzlarer Bahn und einmal an der Spandauer Vorortbahn. In diesem Text geht es um den ersteren Standort.

Eröffnet wurde der Haltepunkt am 1. Mai 1896 an der Wetzlarer Bahn als einfacher Mittelbahnsteig. Der einzige Zugang erfolgte von der Werkstattstraße aus mittels einer nach Osten abgehenden Treppe, an deren Ende sich ein kleines Fahrkartenhäuschen befand. Nach Erwerb des Billets erreichte man einen nicht überdachten Bahnsteig, auf dem sich ein "Hampelmann", Bänke und Lampen sowie weitere Dienstgebäude befanden. Am östlichen Ende bediente ein kleines Stellwerk ein Signal, ein weiteres befand sich südlich des Treppenzuganges genau über dem Gleis Grunewald—Charlottenburg. Bedingt durch die tiefe Lage der verlegten Gleistrasse lag der Haltepunkt in einer Kurve, der Bahnsteig verjüngte sich in Richtung Westen.
Im März 1925 wurde die Werkstattstraße in Cordesstraße umbenannt. Der Namensgeber Heinrich Cordes (1852 - 1917) war ein ehemaliger Leiter des Eisenbahnausbesserungswerkes bzw. der Eisenbahnwerkstatt Grunewald. Auf diesem Gelände, das sich südlich der Gleise befand, ist auch heute noch eine große Wagenabstellanlage der Deutschen Bahn AG vorhanden.

Bild: zwischen Westkreuz und Grunewald

Wo sich heute Bäume und Sträucher befinden, befand sich damals ein kleines Familienrestaurant. Rechts der einfach aufgebaute Bahnsteig mit seinem wenigen Mobiliar (um 1898).
Repro einer alten Postkarte.

Ab Mitte der 1920er Jahre baute die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (DRG) den Bereich zwischen der heutigen S-Bahnstation Westkreuz und dem Bahnhof Charlottenburg um. Die Gründe für diese Entflechtung des Vorort- und Fernverkehres von und nach Spandau waren u.a. die gestiegenen Reisendenzahlen sowie die Errichtung eines zusammenhängenden Messegeländes für die Stadt Berlin. Um letzteres besser erreichen zu können, plante und erbaute die DRG den neuen Kreuzungsbahnhof Ausstellung. Aufgrund des sich daraus ergebenden kurzen Haltestellenabstandes von ca. 800 Metern zum bestehenden Bahnhof Eichkamp sowie der besseren Erschließung des Gebietes rund um die namensgebende Revierförsterei im Forst Grunewald sollte der Bahnhof Eichkamp an der neuen Strecke der Spandauer Vorortbahn neu entstehen. Dieser Haltepunkt ging am 23. August 1928 in Betrieb. Da es jetzt für die kommenden vier Monate zwei Stationen mit dem Namen Eichkamp gab, wies die Reichsbahndirektion Berlin zumindest für den dienstlichen Verkehr an, beide Bahnhöfe mit den Bezeichnungen "Eichkamp alt" und "Eichkamp neu" zu unterscheiden [1]. Mit Betriebsbeginn und Eröffnung des Bahnhofes Ausstellung am 10. Dezember 1928 wurde "Eichkamp alt" stillgelegt und abgerissen.

Im Frühjahr 1983 begann die Deutsche Reichsbahn an dieser Stelle einen kleinen Dienstbahnsteig für die Beschäftigten der nahen Dienststelle Bln-Grunewald zu errichten, damit diese auf kurzem Wege ihre Arbeitsstätten erreichen konnten [2]. Im Sommer waren jedoch die Verhandlungen zwischen dem Westberliner Senat und der Reichsbahn so weit fortgeschritten, dass die Bauarbeiten eingestellt und nicht mehr vollendet wurden. Heute erinnert hier der immer noch breite Gleisabstand an die ehemalige Station.

Grunewald Westkreuz

Autor:
Mike Straschewski

Danksagung:
Der Autor dankt dem Siedlerverein Eichkamp e.V. für die freundliche Unterstützung.

Quellen und weiterführende Buchtipps:
[1] Amtsblatt der Reichsbahndirektion Berlin, Heft 66 vom 21.8.1928
[2] Berliner Verkehrsblätter; Kurzmeldung; Heft 8/1983
Berlins S-Bahnhöfe; Jürgen Meyer-Kronthaler/Wolfgang Kramer, be.bra Verlag, 1998
Postkarten von 1899 und 1909
Luftbildaufnahme von 1928
Webseite: www.beefland.de/berlin/fernbahnen/wetzlar/index.html

weiterführende Links:
Der Bahnhof bei Google Maps

Veröffentlichung:
20. Dezember 2010


letzte Änderung des Textes: 4. September 2017

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