telegrafisches Kurzzeichen: | BWKRV, vormals Wkv, Wk |
eröffnet: | 10. Dezember 1928 (als Ausstellung) |
elektrischer Betrieb seit: | 10. Dezember 1928 |
Zugverkehr eingestellt: | 9. Januar 1984 |
Zugverkehr wieder aufgenommen: | 1. Mai 1984 |
Station liegt an den verlängerten Gleisen der | Stadtbahn |
Messe Süd | Westkreuz (Ringbahn) |
Grunewald | Charlottenburg |
Unter dem Namen Ausstellung ging der Bahnhof am 10. Dezember 1928 mit drei Mittelbahnsteigen in Betrieb. Auf den beiden Bahnsteigen der Stadtbahn fuhr man von Anfang elektrisch, auf der Ringbahn verkehrten noch vier Monate bis zum 18. April 1929 dampfbetriebene Vorortzüge. Nach Berechnungen der Deutschen Reichsbahn erbrachte der Bahnhof einen Mehrverkehr von 180 Prozent im Umsteigeverkehr von der Stadtbahn zur Ringbahn und umgekehrt!
Der Zugang zu den Stadtbahnsteigen erfolgt - auch heute noch - nur über den Ringbahnsteig. Das ehemalige Empfangsgebäude und der Eingangsbereich sowie der Vorplatz liegen bzw. lagen 47,10 Meter über NN. Der Ringbahnsteig befindet sich auf 42,08 Meter über NN, die beiden Stadtbahnsteige auf 36,08 Meter über NN [1]. Letztere werden auf einer Länge von 40 Metern von der Ringbahnhalle sowie den beiden Brücken der Gütergleise überdeckt. Bei der Inbetriebnahme gab es auch Rolltreppen, die das Wechseln vom Ring- zu den Stadtbahnsteigen (und umgekehrt) erleichtern sollten. Auch waren die daneben verlaufenden Treppen von Anfang an für den Einbau einer zweiten Rolltreppe vorbereitet. Und noch zwei Dinge hatten die Konstrukteure und Ingenieure vorgesehen:
Da zu den Ausstellungshallen am Funkturm sehr weite Wege zurückzulegen waren und die Bezeichnung Ausstellung dementsprechend unpassend war, benannte man am 15. Januar 1932 den Bahnhof in Westkreuz um, als Pendant zum Ostkreuz. Er fungiert(e) als reiner Umsteigepunkt, da sich - damals wie heute - kaum nennenswertes Wohngebiet in seinem Umfeld befindet.
Das Empfangsgebäude (22. Dezember 1983).
Auf dem oberen Ringbahnhof existiert keine Kehranlage. Dafür haben die unteren Stadtbahnsteige gleich zwei Kehranlagen - eine dreigleisige im Westen und eine eingleisige östlich des Bahnhofes. Erstere dient hauptsächlich dem Aus- und Umsetzen den von der Stadtbahn kommenden Zügen sowie der Abstellung in der nächtlichen Betriebspause.
Die östlich gelegene Kehranlage war für einsetzende Züge vom Abstellbahnhof Grunewald (spätere Triebwagenhalle Hundekehle) in Richtung Spandau vorgesehen [2]. In den 1980er Jahren diente sie der Abstellung des Reservezuges Wk. In den Jahren 2003 - 2006 wurde aus dem Kehr- ein Streckengleis: Im Rahmen der Sanierung des Stadtbahnabschnittes Zoologischer Garten - Westkreuz und der Verschiebung des S-Bahnhofes Charlottenburg verkehrten nun hierüber die Züge. Anfangs erst die Züge von Charlottenburg nach Westkreuz, später dann in umgekehrter Richtung. Mit Beendigung der Bauarbeiten wurde das Gleis wieder in ein Kehrgleis rückgebaut und an seinem östlichen Ende mit einem Gleisabschluß versehen.
Wieder zurück in die Historie:
Was dem Pisaner sein schiefer Turm ist, das war dem Reichsbahner am Bahnhof Westkreuz sein Stellwerk Wk. Am Ende seines 65jährigen Lebens neigte sich der Turm soweit, daß nur noch der Abriß blieb. Auch der Rest des Bahnhofes sackt stetig ab. In den ganzen Jahren ihres Bestehens wurde die Ringbahnhalle schon mehrfach wieder angehoben; die längste Anhebung dauerte von 1968 bis 1976, die letzte ward in den Jahren 1991-93.
Mit dem Reichsbahnerstreik vom September 1980 wurde der S-Bahnverkehr am 18. September 1980 eingestellt und danach auf der Ringbahn nicht wieder aufgenommen. Die Ringbahnhalle diente von da an nur noch als Zugang zu den Stadtbahnsteigen. Mit der Übertragung der Betriebsrechte an die BVG am 9. Januar 1984 wurde der Bahnhof komplett stillgelegt. Jedoch schon am 1. Mai 1984 rollten auf den beiden Stadtbahnsteigen wieder die Züge zwischen Wannsee und Friedrichstraße.
Das westliche Gleisfeld. In der Bildmitte die Brücke der Ringbahngütergleis.
Links im Hintergrund der Stellwerksturm Wk (22. Dezember 1983).
Im September 1989 begannen die ersten Bauarbeiten zur Wiederinbetriebnahme des Südringes. In diesem Zusammenhang ging es erst mit der wieder einmal abgesackten Ringbahnhalle aufwärts, ab dem 17. Dezember 1993 auch mit der wieder verkehrenden S-Bahn. Im Rahmen dieser Arbeiten fielen jedoch das Empfangsgebäude sowie das Stellwerk Wk der Spitzhacke zum Opfer.
Eine kurze Episode spielte die Regionalbahn vom Juni 1994 bis zum Mai 1997: Neben der Ringbahnhalle wurde ein provisorischer Holzbahnsteig aufgebaut, an ihm hielten die Regionalzüge ins Havelland. Dieser Holzbahnsteig wurde erst im Zuge der Sanierung der neben der Ringbahnhalle liegenden Gütergleise abgerissen.
Im Zeitraum vom 19. April 2004 bis zum 6. Juni 2005 wurde der Bahnsteig A abgerissen und neu wieder aufgebaut. Mit dessen Wiederinbetriebnahme ging der Bahnsteig B außer Betrieb - auch ihn unterzog man einer Komplettsanierung. Die südlich der Stadtbahnsteige den Bahnhof überspannende Fernbahnbrücke riß man im Jahre 2004 ab und baute sie neu wieder auf.
Messe Süd | Westkreuz (Ringbahn) |
Grunewald | Charlottenburg |
Autor:
Mike Straschewski
Quellen:
[1] Betriebseröffnung des Bahnhofs "Ausstellung" in Berlin; Karl Remy; Zentralblatt der Bauverwaltung; 48 (1928); H. 52
[2] ebenda, Seite 849.
weiterführende Quellen und Buchtipps:
Berlins S-Bahnhöfe; Jürgen Meyer-Kronthaler/Wolfgang Kramer, be.bra Verlag, 1998
weiterführende Links:
Der Bahnhof bei Google Maps
Veröffentlichung:
26. Oktober 2008
letzte Änderung des Textes: 12. Mai 2008