Bild: Sonnenallee


telegrafisches Kurzzeichen: BSO, vormals So
eröffnet: 1. Oktober 1912 (als Kaiser-Friedrich-Straße)
elektrischer Betrieb seit: 6. November 1928
Zugverkehr eingestellt: 18. September 1980
Zugverkehr wieder aufgenommen: 18. Dezember 1997
Station liegt auf der Ringbahn

Neukölln Treptower Park

Manchmal machen sich auch kurze Amtszeiten bezahlt: zu Ehren des so genannten 99-Tage-Kaisers, dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm, erhielt der Bahnhof bei seiner Eröffnung am 1. Oktober 1912 seinen ersten Namen: Kaiser-Friedrich-Straße.

Am 6. November 1928 hielt hier der elektrische S-Bahnverkehr seinen Einzug. Die Züge fuhren von nun an umweltfreundlich (damals nannte man es aber noch nicht so) und sauber durch Berlin, auch als die braune Zeit, die Diktatur der Nationalsozialisten, im Jahre 1933 begann. Da totalitäre Systeme sich gerne selbst feiern, wurde der Bahnhof am 1. Oktober 1939 nach dem Geburtsort von Adolf Hitler umbenannt. Er hieß nun Braunauer Straße, nach der Stadt Braunau in Oberösterreich.

Bild: zerstörte Scheiben

Kaum eine Scheibe ist noch heil geblieben - Vandalismus und Witterungseinflüsse haben hier ihr Werk vollbracht (4. August 1983).

Nachdem der Zweite Weltkrieg zurück zu seinem Ausgangssort kam, lag auch Ende April 45 der S-Bahnverkehr brach. Schon am 18. Juni 1945 wurde die Station wiedereröffnet. Wenige Wochen später benannte die Deutsche Reichsbahn den Bahnhof ein drittes Mal um: Seitdem heißt er Sonnenallee. Die Straßenumbenennung folgte erst am 31. Juli 1947 - also knapp zwei Jahre später. Am 13. August 1961 wurde aus dem Durchgangs- ein Endbahnhof. Der Bau der Berliner Mauer unterbrach die Strecke zwischen Sonnenallee und Treptower Park.

Von nun an verkehrten hier die Züge der Zuggruppe Anton auf dem im Westteil Berlins verbliebenen Restring. Mit dem Ende des Reichsbahnerstreiks vom September 1980 wurde auch hier der Verkehr nicht wieder aufgenommen, die Station fiel in einen Dornröschenschlaf. 1989 begannen die Bauarbeiten zur Wiederherstellung des Südringes. Durch die veränderte politische Situation nach der Wende vom 9. November 1989 mussten jedoch die Bauarbeiten neu koordiniert werden. Jetzt war man in der Lage, die Strecke in Richtung Treptower Park weiterführen zu können - gegen eine schnelle Umsetzung sprachen jedoch die nicht mehr vorhandenen Brücken im Bereich der Ring-/Görlitzer Bahn sowie der höhere Verkehrsnutzen der Strecke über Köllnische Heide nach Baumschulenweg. Zudem war diese Streckenanbindung einfacher in ihrer Ausführung zu handhaben. In den nachfolgenden Jahren verzögerte sich der Wiederaufbau der Ringbahn von Sonnenallee zum Treptower Park immer wieder durch die ins Stocken geratenen Planungen für den Ausbau des Stadtautobahnringes A100.

Bild: Containerzug

346 267-8 fährt mit einem Containerzug am stillgelegten S-Bahnhof vorbei (28. Juli 1995).

Erst acht Jahre nach der Wende fuhren hier die elektrischen S-Bahnzüge wieder. Am 18. Dezember 1997 öffnete der Bahnhof wieder seine Pforten. Da drei Tage später die Verabschiedung der BR 475 stattfand, kamen diese Züge nochmals zu großen Ehren: Sie verkehrten in den nächsten Tagen auf der neuen S-Bahnlinie S4 auf der mittlerweile zum Dreiviertelring angewachsenen Ringbahn.

Zum Schluß noch eine Frage: Was haben die drei Bahnhofsnamen Kaiser-Friedrich-Straße, Braunauer Straße und Sonnenallee gemeinsam? Das Empfangsgebäude lag von jeher an der Saalestraße, die namengebenden Straßen führ(t)en immer nordöstlich des Bahnhofes vorbei.

Neukölln Treptower Park

Autor:
Mike Straschewski

Quellen und weiterführende Buchtipps:
Berlins S-Bahnhöfe; Jürgen Meyer-Kronthaler/Wolfgang Kramer, be.bra Verlag, 1998

weiterführende Links:
Der Bahnhof bei Google Maps

Veröffentlichung:
26. Oktober 2008


letzte Änderung des Textes: 15. März 2009

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