telegrafisches Kurzzeichen: | ehemals Tlo |
eröffnet: | 1. Oktober 1901 |
elektrischer Betrieb seit: | 7. Juli 1951 |
S-Bahnverkehr eingestellt: | 13. August 1961 |
Station liegt an der | Anhalter Bahn |
Lichterfelde Süd |
Am Anfang waren es knapp 2,5 Kilometer, die die Berlin-Anhaltinische Bahn und die Stadt Teltow auseinander lagen. Seit dem 1. Juli 1871 befuhr die Berlin-Sächsische Eisenbahn-Gesellschaft die Strecke vom Anhalter Bahnhof in Berlin über Lichterfelde Süd bis nach Jüterbog.
Im Jahre 1900 schlossen die Stadt Teltow und die Königlich-Preußische Eisenbahnverwaltung einen Vertrag zur Einrichtung eines Bahnhofes. Dieser wurde dann am 1. Oktober 1901 eröffnet. Der Verkehr und das Fahrgastaufkommen nahmen von Jahr zur Jahr, und nicht nur in Teltow, sprunghaft zu. Seit mindestens 1912 versuchte der Magistrat der Stadt, den Vorortverkehr von Lichterfelde Ost bis nach Teltow ausweiten zu lassen. Die Eisenbahnverwaltung jedoch gab dagegen mehrfach abschlägige Bescheide heraus. Erst in den 1930ern Jahren kam man seinen Zielen näher.
Der Gleisplan von 1967 zeigt sehr deutlich die mit dem Mauerbau stillgelegten Gleise gen Westberlin.
Am 30. Januar 1937 wurde der von Albert Speer vorgelegte Entwurf zur Neugestaltung Berlins von Adolf Hitler unterzeichnet. Darin war u.a. vorgesehen, daß bis zum 1. Oktober 1940 die Strecke von Lichterfelde Ost bis Birkengrund Süd bzw. Ludwigsfelde in Betrieb gehen sollte. In Lichterfelde Süd entstanden zwei Bahnsteige: Einmal für eine S-Bahnstrecke über Teltow, Großbeeren bis nach Trebbin, wo auch ein S-Bahnbetriebswerk geplant war. Der zweite Bahnsteig war für eine neue Strecke über Teltow-Stadt, Stahnsdorf mit Anschluß an die vorhandene Friedhofsbahn nach Berlin-Wannsee vorgesehen. Die Trasse ab Teltow-Stadt wird auch heute noch in ihrem weiteren Verlauf freigehalten.
In den Jahren 1941-43 schüttete man von Lichterfelde Süd bis Großbeeren einen Bahndamm auf und in Teltow legte man einen Mittelbahnsteig an. Diese Gleise gingen im November 1942 in Betrieb.
Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges waren die Visionen vorbei, alle vorhandenen Kräfte wurden in den Wiederaufbau gesteckt. Aufgrund der politischen Lage in und um Berlin wurde jedoch bald damit wieder begonnen, die S-Bahn nach Teltow zu planen und zu bauen. Auf der einen Seite konnte man damit die Stadt Teltow endlich in den elektrischen S-Bahnverkehr einbinden, auf der anderen Seite schuf man sich damit eine Möglichkeit, bessere Grenz- und Zollkontrollen durchzuführen. Ein weiterer Punkt: Dadurch konnte auch der dampfbetriebene S-Bahnverkehr vom Anhalter Fernbahnhof zurückgezogen werden, um so Westberlin weiter vom Fernverkehr isolieren und die Fernbahnhöfe in den Westsektoren stillegen zu können. Ein nicht unwesentlicher Aspekt bestand auch darin, daß die S-Bahnzüge nachts nicht mehr im amerikanischen Sektor in Lichterfelde Süd standen, sondern in der DDR und somit unter "besserer" Kontrolle aus Sicht der DDR-Führung.
Am 7. Juli 1951 war es dann soweit: Die elektrische Berliner S-Bahn fuhr nun erstmals nach Teltow. Die Zuggruppe 2 (Bernau-Teltow) bediente die Station im 20-Minutentakt. Schnell wurde die neue Verbindung von den Einwohnern Teltows und Berlins angenommen. Während im Winterfahrplan 1951 der erste Zug frühmorgens um 4:26 Uhr losfuhr und der letzte Zug nachts um 0:46 Uhr Teltow verließ, fuhr zehn Jahre später der erste Zug werktags schon um 3:41 Uhr los, der letzte Zug verließ Teltow erst um 1:21 Uhr.
Das S-Bahn-Glück, um daß man jahrzehntelang gekämpft hatte, sollte auch nur etwas mehr als ein Jahrzehnt halten: Zehn Jahre und 37 Tage später, am 13. August 1961, wurde die Strecke unterbrochen. Die DDR schloß in und um Berlin die Grenze und baute die Mauer.
Nur noch einmal, in der Nacht vom 14. zum 15. August 1961, gab es eine Verbindung zwischen beiden Städten: Durch die Grenzschließung blieb ein S-Bahnzug in Teltow stehen. Dieser Zug konnte nur über die S-Bahngleise abgefahren werden, da der S-Bahnsteig auf einem Bahndamm lag, die restlichen Gleise der Fern- und Industriebahnen waren jedoch auf Straßenniveau. Um diesen Zug in das S-Bahnbetriebswerk Nordbahnhof überführen zu können, wurde in dieser Nacht noch einmal der Fahrstrom zugeschaltet, die Stacheldrahtsperre weggeräumt und die Gleislücke notdürftig geschlossen. Erst dann konnte dieser Vollzug weggefahren werden. Danach unterbrach man auch diese Schienenverbindung endgültig.
Das erst 1961 fertig gestellte, jedoch nie in Betrieb gegangene Bahnstrom-Unterwerk von Teltow, wurde mit seinen technischen Anlagen bald darauf wieder demontiert. Die Transformatoren, Gleichrichter und sonstige Technik wurden anderweitig im S-Bahnnetz eingebaut. Das Gebäude selber diente danach jahrelang noch als Lagerhaus. Teltow war nun für die nächsten 44 Jahre vom S-Bahnnetz getrennt. Erst im Jahre 2005 bekam die Stadt ihre S-Bahn wieder. Er liegt nun nordwestlicher und erschließt jetzt auch besser den Ortskern. Neue Lage = neuer Name: Teltow Stadt.
Noch ein Hinweis in eigener Sache:
Leider gibt es so gut wie keine Bilder über den alten S-Bahnhof. Sollten sich in Ihren Fundus jedoch solche Bilder befinden, würden wir uns freuen, wenn Sie uns diese zur Verfügung stellen würden.
Lichterfelde Süd |
Autor:
Mike Straschewski
Quellen und weiterführende Buchtipps:
Eisenbahnen in Teltow; Uwe Pfohl; Verlag GVE, 2002
Berlins S-Bahnhöfe; Jürgen Meyer-Kronthaler/Wolfgang Kramer, be.bra Verlag, 1998
weiterführende Links:
Bahnstrecken im Süden Berlins
Der Bahnhof bei Google Maps
Veröffentlichung:
26. Oktober 2008
letzte Änderung des Textes: 2. Mai 2008