Die S-Bahn zur Fußball-Weltmeisterschaft 1974

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Für den dritten Spieltag, dem 22. Juni 1974, war der gleiche umfangreiche Sonderverkehr geplant wie für den 14. Juni 1974. Für das Spiel Australien - Chile zeichnete sich schon im Vorfeld eine geringe Zuschauerresonanz ab, schlußendlich wollten nur 16.038 Fußballfans die Partie sehen. So entschied man seitens der S-Bahn, die Verstärkung der Zuggruppe H ("Heinrich" - Friedrichstraße - Spandau West/Staaken) von Dreiviertel- auf Vollzüge zu unterlassen. Stunden vor Spielbeginn (Anpfiff war 16 Uhr) schränkte die operative Leitung auf dem S-Bahnhof Olympiastadion den Sonderverkehr stark ein und setzte die betreffende Fplo 900 teilweise aus. So verkehrten im An- und Abreiseverkehr nur vier statt der geplanten vierzehn Sonderzüge.

Die Bedarfszuggruppe CI ("Celsius" - Westend - Papestraße) fuhr mit 3 Dreiviertelzügen vor und nach dem Spiel. Die Zuggruppe A ("Anton" - Sonnenallee - Gesundbrunnen) verkehrte ebenfalls planmäßig mit Halbzügen, die Zuggruppe G ("Gustav" "- Köllnische Heide - Zoologischer Garten) fuhr nur wenige Male vom Regelweg abweichend nach Westend.

Bild: aufgereihte Sonderzüge 2

14. Juni 1974: Blick auf die Sonderzüge 1, 7, 2, 8 und 3.
In den leeren Bereichen zwischen den Gleisen der Sonderbahnsteige lagen die alten Umfahrungsgleise für diejenigen Sonderzüge, die mit Dampflokomotiven gefahren wurden.
Wann diese Gleise entfernt wurden, ist uns derzeitig nicht bekannt.

Resümee

Die Ostberliner S-Bahn zeigte zu den Spielen der Fußball-Weltmeisterschaft in Westberlin nochmals, daß sie leistungsstark und sicher ist. Entgegen meist reißerischer und hämischer Berichte diverser Medien über Unsicherheiten im S-Bahnverkehr lief sie, mitten im "Kalten Krieg", wieder einmal zur Höchstform auf. Das Engagement der Deutschen Reichsbahn zahlte sich im Nachhinein jedoch nicht aus - die Fahrgastzahlen stagnierten weiterhin, der Betrieb blieb defizitär. Schlußendlich gipfelte das Kapitel Ostberliner S-Bahn in den Reichsbahnerstreik vom September 1980 sowie die im Januar 1984 durchgeführte Übertragung der Betriebsrechte an die BVG - das sind jedoch zwei völlig andere Kapitel.

Nachbemerkung

Zum Schluß noch ein paar Leckerbissen für Auge und Ohr:
Michael Dewitz hat die Ansageaufnahmen von den "sprachgewandten Beschäftigten für Lautsprecherdurchsagen" für die Nachwelt auf seinem Tonbandgerät festgehalten:

Auch hat Michael Dewitz damals mit seiner Super 8-Kamera einige Impressionen vom Sonderverkehr auf Zelluloid festgehalten. Er hat uns dieses Material freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

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Autor:
Mike Straschewski

Quellen:
Interviews mit diversen Zeitzeugen
[1] Originalzitat von der Fahrplananordnung
Peter Bley: Die Berliner S-Bahn zur Fußball-Weltmeisterschaft 1974; BVB 9/74
Peter Bley/Dieter Gammrath: Sonderverkehr zum Olympiastadion; BVB 7/73
Carl W. Schmiedeke, Maik Müller und Mathias Hiller: Züge der Berliner S-Bahn - Die eleganten Rundköpfe; Verlag GVE; 2003
Berlins S-Bahnhöfe; Jürgen Meyer-Kronthaler/Wolfgang Kramer, be.bra Verlag, 1998
diverse Fahrplananordnungen

weiterführende Links:
www.wm2006.deutschland.de
www.berlin.de/fifawm2006
www.fussballdaten.de/wm/1974
www.fussballdaten.de/wm/2006

Danksagung:
Der Autor bedankt sich an dieser Stelle recht herzlich bei folgenden Personen: Peter Bley, Dieter Müller und Michael Dewitz.

letzte Änderung:
14. Juni 2016

Veröffentlichung:
26. Oktober 2008

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