Bild: Eichwalde


telegrafisches Kurzzeichen: BEIW, vormals Ew
eröffnet: 1. Juni 1874 (als Schmöckwitz (Bude 18))
elektrischer Betrieb seit: 30. April 1961
Station liegt an der Görlitzer Bahn

Grünau Zeuthen

Am 1. Juni 1874 eröffnete nahe dem Rittergut Radeland ein neuer Haltepunkt namens Schmöckwitz. Die beiden 200 Meter langen Seitenbahnsteige lagen südlich der Waldstraße parallel zur damaligen Kaiser-Wilhelm-Straße. Um die beiden prosperierenden Gemeinden Eichwalde und Schmöckwitz besser erschließen zu können, wurde die Station mit einem Mittelbahnsteig an der damaligen Augustastraße (heutige Bahnhofsstraße) 150 Meter weiter südlich neu erbaut. Am 1. Juli 1898 eröffnete man unter neuen Namen: Eichwalde-Schmöckwitz.

Eichwalde vergrößerte sich zusehends: über einen privaten Güteranschluß wurden die benötigten Baustoffe für die neuen Bewohner herangekarrt. Da der Betreiber offensichtlich zu hohe Gebühren erhob, verlegte man den Materialtransport auf den Wasserweg. Das änderte sich erst wieder nach dem 1. April 1906: nach einem finanziellen Zuschuß der Gemeinde eröffnete die Bahnverwaltung eine öffentliche Güterverkehrsanlage mit zwei Ladegleisen sowie einer Laderampe mit Güterschuppen.
Im Jahre 1908 verlängerte man das Bahnsteigdach von 51 auf 94 Meter. Vier Jahre später wurde am östlichen Bahnhofszugang ein neues Fahrkartenverkaufsgebäude in Betrieb genommen. Zum 1. September 1935 erfolgte eine weitere Umbenennung: "Eichwalde (Kreis Teltow)".

Bild: Zugangsbauwerk

Blick von der Heinrich-Heine-Allee auf das Zugangsbauwerk (16. September 2006).

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Bahnverkehr in und um Eichwalde eingestellt. Ab dem 21. Juni 1945 (andere Quellen geben den 8. Juni an) fuhren die ersten Züge wieder auf der Görlitzer Bahn, ein bescheidener Fernverkehr anfänglich sogar bis zum Görlitzer Bahnhof. Die Betriebsführung gestaltete sich schwierig, hatte doch die Sowjetunion das zweite Gleis als Reparationsleistung abgebaut. Erst 1947 kam im Bahnhof ein Kreuzungsgleis hinzu.

Die noch junge DDR erhob in ihrem ersten Fünfjahrplan das ehemalige Schwartzkopff-Werk in Wildau zu einem Schwerpunktbetrieb und hatte somit einen triftigen Grund für eine Weiterführung der S-Bahn nach Königs Wusterhausen. Zusätzlich zum weiteren Ausbau der Gleisanlagen - das Fernbahngleis wurde im angrenzenden Bereich um ein Kreuzungsgleis (ca. 1km lang) ergänzt - erhielt der Bahnhof einen neuen, westlichen Zugang, die Bahnsteige wurden von 76 auf 96 cm erhöht. Ein neues Stellwerk "Ewb" ersetzte das alte, sich im Bahnhof befindliche Stellwerk. Zwei Gütergleise für den Umschlagbetrieb ergänzten die Anlage.

Mit Betriebsbeginn am 30. April 1951 fuhr nun erstmals die elektrische S-Bahn den Bahnhof Eichwalde an. Jedoch schon einen Tag später wurde der Verkehr für ca. eine Stunde unterbrochen: am "Internationalen Kampftag der Arbeiterklasse", dem 1. Mai, wurde die Strecke offiziell und feierlich eröffnet. Fuhren die Züge der Zuggruppe H ("Heinrich") anfangs noch zwischen Königs Wusterhausen und Spandau West, änderte sich dies nur wenige Monate später: am 14. August 1951 wurde mit der Aufnahme des elektrischen S-Bahnverkehrs Falkensee als neuer westlicher Endpunkt angefahren.

26. Mai 1952: die DDR beschließt die "Maßnahmen für die Verstärkung der Grenzsicherung" - Westberliner durften seitdem die Berliner Stadtgrenze nicht mehr ohne Sondergenehmigung passieren. Um dem Gesetz Folge zu leisten, mußten die Züge zu einer sechsminütigen Kontrolle am Bahnsteig warten. Der ganze Spuk endete erst mit dem Bau der Mauer am 13. August 1961.

Bild: Bahnsteigansicht

Bahnsteigansicht mit dem 89 Meter-Dach (16. September 2006).

Zum 17. Mai 1953 wurde der Bahnhof zum vorerst letzten Mal umbenannt: kurz und knapp hieß er jetzt nur noch Eichwalde. Im Frühjahr 1961 begannen die Bauarbeiten für den zweigleisigen Ausbau der S-Bahnstrecke von Grünau bis Zeuthen. Mit dem Mauerbau im August 1961 gerieten die Arbeiten jedoch ins Stocken: alle Baukapazitäten wurden an den neu entstehenden "antifaschistischen Schutzwall" umgesetzt. Erst Anfang der 1970er Jahre gingen die Arbeiten weiter: Grund waren u.a. auch vorbereitende Maßnahmen für die Elektrifizierung der Fernbahn. Am 17. Dezember 1979 wurde das zweite S-Bahngleis zwischen Grünau und Eichwalde in Betrieb genommen, ab dem 29. August 1980 ging es dann weiter bis nach Zeuthen.

Von 1988-89 sanierte die DR den Bahnsteig sowie das dazugehörige Dach. Wegen einer defekten Stütze mußte ebendieses um fünf auf 89 Meter verkürzt werden. 1996/97 folgten dann der Bahnhofszugang, die Treppen und weitere Betriebsräume.

Grünau Zeuthen

Autor:
Mike Straschewski

Quellen:
Sonderzug zur Mitternacht - 1. Juli 1898, 0:00 Uhr: neuer Bahnhof in Eichwalde; Reiner Brandthorst; Verkehrsgeschichtliche Blätter 3/1998

weitere Quellen und Buchtipps:
Berlins S-Bahnhöfe; Jürgen Meyer-Kronthaler/Wolfgang Kramer, be.bra Verlag, 1998

weiterführende Links:
Der Bahnhof bei Google Maps

Veröffentlichung:
26. Oktober 2008


letzte Änderung des Textes: 16. August 2013

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