telegrafisches Kurzzeichen: | BAHU, vormals Ahu |
eröffnet am: | 9. Oktober 1939 |
elektrischer Betrieb seit: | 9. Oktober 1939 |
stillgelegt wegen Kriegseinwirkungen: | April 1945 |
wiedereröffnet am: | 2. Juni 1946 |
Station liegt im | Nordsüd-S-Bahntunnel |
Yorckstraße (Großgörschenstraße) | |
Yorckstraße | Potsdamer Platz |
Der S-Bahnhof Anhalter Bahnhof wurde am 9. Oktober 1939 mit zwei Mittelbahnsteigen eröffnet. Seine Hauptfunktion sollte in der Bedienung des darüber liegenden Fernbahnhofes Anhalter Bahnhof liegen, der als einer der verkehrsreichsten Bahnhöfe Europas galt. So konnten die mit der S-Bahn ankommenden Reisenden über die Fahrstühle direkt auf die Bahnsteige des Fernbahnhofes gelangen.
Dementsprechend repräsentativ wurde auch der Bahnhof selber angelegt. Seine Grundfarben bei der Eröffnung waren weiß-grün mit goldfarbenem Deckenabschluss. Für die Wände wurden weiße "Opakit"-Glasplatten, analog dem S-Bahnhof Potsdamer Platz, verwendet.
1937, mitten in den Bauarbeiten, mussten die Pläne im Zuge der Umgestaltung Berlins zur Welthauptstadt Germania nochmals geändert werden. Jetzt wurde eine neue S-Bahnstrecke von der Görlitzer Bahn über den Görlitzer Bahnhof kommend mit in den Neubau einbezogen. Das Bahnsteiggleis 1 wurde in nordöstlicher Richtung angehoben und war für ankommende Züge aus Richtung Görlitzer Bahnhof vorgesehen - interessanterweise erhielt es erst 1986 seine Schienen.
Die Bauarbeiten am Anhalter Bahnhof um 1937/38.
Ursprünglich war zwischen dem Anhalter Bahnhof und Potsdamer Platz eine eingleisige Kehranlage für die Züge aus Richtung Süden vorgesehen. Durch die schon beschriebenen Neuplanungen wurde diese jedoch obsolet. Der aufmerksame S-Bahnfahrgast sieht jedoch noch heute den vorhandenen Platz bei der Ausfahrt in Richtung Potsdamer Platz bzw. bei der Einfahrt von Potsdamer Platz kommend. Über diesem Abschnitt befindet sich auch heute noch ein Hängebunker im betriebsfähigen Zustand.
Nahe dem Anhalter Bahnhof wurde in den letzten Kriegstagen am 2. Mai 1945 die Tunneldecke gesprengt, so daß der darüber fließende Landwehrkanal mit seinem Wasser den Nordsüd-S-Bahntunnel überflutete. Im Februar 1946 wurde die 600 Meter vom Bahnhof entfernte Sprengstelle trockengelegt. Ab dem 2. Juni 1946 fuhr man im Pendelverkehr zwischen dem Anhalter Bahnhof und Friedrichstraße, es folgten von Juli bis September die südlichen Zulaufstrecken. Erst am 16. November 1947 war der gesamte Nordsüd-S-Bahntunnel wieder durchgehend befahrbar.
1965 bekam die Station schließlich eine "Verschönerungskur": Die ursprünglich vorhandenen weißen Glasplatten waren seit der Überflutung nicht mehr vollständig. Die DR beauftragte eine Westberliner Firma mit dem Erneuern der Glasplatten durch graugrüne und orangefarbene Keramikfliesen (andere Quellen sprechen von grauen und roten Farben). Diesen Fliesen war jedoch kein langes Leben beschieden, sie fielen später aufgrund des feuchten Betons von selbst ab. Einen Eindruck vom Bahnhofszustand Anfang der 1980er Jahre vermittelt die DVD "Berliner Stadtbahnbilder" in den Szenen von (Minute:Sekunde) 13:19 bis 14:32 und 37:35 bis 38:02.
Der Gleisplan zeigt die über die Jahrzehnte hinweg vorhandenen verschiedenen Betriebszustände.
Diesen Gleisplan können Sie sich hier in einer höheren Qualität herunterladen.
Ab 1966 wurden die Züge am Bahnsteig A, Gleis 2 durch eine Videoanlage von der Aufsicht Bahnsteig B abgefertigt.
Nach dem Reichsbahnerstreik vom September 1980 wurde der Personenverkehr auf der Wannseebahn eingestellt. Da das S-Bahnbetriebswerk Wannsee jedoch in Betrieb blieb, fuhren vom Anhalter Bahnhof aus weiterhin leere Überführungsfahrten über die Wannseebahn.
Nach der Übertragung der Betriebsrechte an die BVG am 9. Januar 1984 wurde der Anhalter Bahnhof für die nächsten knapp fünf Monate Endstation für die Züge aus Lichtenrade. Der Betrieb auf der Strecke nach Lichterfelde Süd wurde eingestellt. Da es auch keinen weiteren Zugverkehr durch den Nordsüd-S-Bahntunnel gab, war zum Umsetzen der Züge vom Bahnsteig B Gleis 4 nach Bahnsteig A Gleis 2 eine umständliche Technologie vonnöten.
1985 beschloß der Senat in Vorbereitung der 750-Jahr-Feier von Berlin, die Station in Anlehnung an die ursprüngliche Gestaltung wieder herzurichten. Er erhielt dabei sein heutiges Aussehen. Anstatt Keramikfliesen baute man weiße Emaillebleche ein, die an einem speziellen Tragsystem befestigt wurden.
Der Bahnhof kurz vor der Sanierung im Jahre 1985. Die Fliesen stammen von 1965.
Auf die Bauarbeiter wartete dabei auch eine Überraschung: Da wo sich heute die Fahrstühle gegenüber den Räumen der Aufsicht befinden, fand man nach einem Mauerdurchbruch alte Telefonzellen aus der Anfangszeit des Bahnhofes. Die alten Telefonapparate hingen noch an den Wänden, selbst die Telefonbücher waren noch vorhanden.
Nach der Wende 1989 wurde ein dringender Sanierungsbedarf des Nordsüd-S-Bahntunnels festgestellt, so dass man sich entschloß, eine grundlegende Instandsetzung durchzuführen. Somit wurde der Anhalter Bahnhof wieder vom 18. August 1991 bis zum 1. März 1992 Endstation für die Züge aus Richtung Süden.
ursprüngliche Kennfarbe des Bahnhofes: Weiß-Grün mit goldfarbenem Deckenabschluß
Yorckstraße (Großgörschenstraße) | |
Yorckstraße | Potsdamer Platz |
Autor:
Mike Straschewski
Quellen und weiterführende Buchtipps:
Berlins S-Bahnhöfe; Jürgen Meyer-Kronthaler/Wolfgang Kramer, be.bra Verlag, 1998
Die Berliner Nord-Süd-S-Bahn; Dr. Michael Braun, Verlag GVE, 2008
weiterführende Links:
Der Bahnhof bei Google Maps
letzte Änderung des Textes: 11. Juni 2007