Die Dresdener Bahn


Dresden war anfangs nur über die Anhalter- und Dresdener-Leipziger Bahn zu erreichen. So plante man seit 1872 den Bau einer etwas östlich gelegenen Direktanbindung. Diese Strecke wurde am 17. Juni 1875 durchgängig als Dresdener Bahn eröffnet und erreichte Dresden auf einem 12 Kilometer kürzeren Weg. Sie hatte im Gegensatz zur Anhalter Bahn auch schon von Anfang an Haltepunkte im jetzigen Berlin.

Die damals noch eingleisige Strecke begann in einem, zwischen den Bahnhöfen von Potsdamer- und Anhalter Bahn, als Provisorium gebauten Kopfbahnhof an der Luckenwalder Straße. Die bis zur Zossener Gabelung (Zga) parallel zur Anhalter Bahn verlaufende Trasse hatte ihren ersten Stopp gleich südlich von Zga mit dem Haltepunkt Südende (nicht zu verwechseln mit dem späteren Bahnhof Südende an der Anhalter Bahn). Der nächste Bahnhof Marienfelde lag zwischen den Orten Mariendorf und Marienfelde. An Lichtenrade vorbei führte die Trasse über die Bahnhöfe Mahlow und Rangsdorf nach Zossen. Diese Bahnhöfe hatten gleichzeitig einen Bahnhof der ebenfalls 1875 eröffneten Militärbahn, die ab Höhe Kolonnenstraße parallel bis Zossen zur Dresdener Bahn lief.

Bild: Bahnübergang am S-Bahnhof Buckower Chaussee

Bahnübergang Buckower Chaussee. Rechts erkennbar der beginnende Neubau der gleichnamigen S-Bahnstation (Winter 1986).

Zum 15. Oktober 1882 wurde der Kopfbahnhof der Dresdener Bahn geschlossen und der Personenverkehr zum Anhalter Bahnhof verlegt. Neue Bahnhöfe im Berliner Raum kamen im Jahr 1883 mit Lichtenrade und 1884 mit Dahlewitz hinzu. Der Haltepunkt Südende an der ab hier seit 1892 zweigleisigen Strecke wurde zugunsten eines ein Kilometer südlich liegenden Bahnhofes Mariendorf 1895 aufgegeben. Im Jahr 1899 folgte noch Dabendorf vor Zossen.

Schon zum 1. Oktober 1891 wurde ein besonderer Vororttarif zwischen Berlin und Zossen eingeführt. Die Zeit der echten Vorortbahn begann am 1. Dezember 1901 mit der gemeinsamen Verlegung vom Lichterfelder und Zossener Vorortverkehr zum Potsdamer Ringbahnhof. Gemeinsam fuhr man, getrennt vom Fernverkehr über den neu entstandenen Bahnhof Papestraße auf einer Trasse bis Zga. Weiter zweigleisig wurde die Vorortbahn nach Zossen in den Bahnhof Mariendorf geführt - von dort ging es wieder auf die Ferngleise.
1903 kam der Bahnhof Yorckstraße und 1928 der Bahnhof Priesterweg als Abzweigbahnhof an Stelle von Zga an der gemeinsam benutzten Strecke hinzu.

Am 15. Mai 1939 endete der Mischbetrieb der dampfbetriebenen Zossener Vorortbahn mit der schon 1903 elektrifizierten Lichterfelder Vorortbahn, nachdem zwischen Priesterweg und Mahlow Stromschienen angebaut und die Bahnsteige erhöht wurden.
Nach Fertigstellung des Nordsüd-S-Bahntunnels ging die Zeit der Vorortbahn am 6. September 1939 zu Ende. Die Züge fuhren jetzt nicht mehr zum Potsdamer Vorortbahnhof, sondern durch besagten Tunnel über den neu entstandenen S-Bahnhof Anhalter Bahnhof bis nach Velten. Die Fernbahn nach Dresden fuhr weiterhin vom Anhalter Fernbahnhof.
Zu diesem Zeitpunkt gab es Pläne, die S-Bahn am südlichen Ende bis nach Zossen und sogar Wünsdorf (seit 1938 im Vororttarif) zu verlängern. Ausgeführt wurde aber nur zum 6. Oktober 1940 die 7,5 Kilometer lange Verlängerung von Mahlow nach Rangsdorf. Dort bestand dann Anschluss nach Wünsdorf.

Der Zweite Weltkrieg unterbrach auch die Dresdener Bahn. Doch schon am 2. August 1945 fuhr die S-Bahn wieder bis Mariendorf. Der Vorortverkehr zu den südlicheren Bahnhöfen wurde zu dieser Zeit vom Anhalter Bahnhof mit Dampf auf Ferngleisen aufrechterhalten. Seit 8. September 1945 fuhr die S-Bahn wieder, auf der jetzt nur eingleisigen Fernstrecke, nach Mahlow und seit 1. Oktober 1945 nach Rangsdorf.

Bild: alter Vorortbahnsteig Papestraße

Blick vom behelfsmäßigen Bahnsteig auf den ehemaligen Vorortbahnsteig des Bahnhofes Papestraße.
Mittlerweile sind beide Bahnsteige schon wieder Geschichte - wie auch der Bahnhof (31. August 2001).

Nach dem zweigleisigen Ausbau der Strecke zwischen Mariendorf und Marienfelde kamen um 1946 und 1950 der Haltepunkt Buckower Chaussee und der Bahnhof Blankenfelde als Zustiegsstationen hinzu. Durch die politische Entwicklung verlor die Dresdener Bahn am 18. Mai 1952 ihre Fernzüge. Er wurde nun ab Blankenfelde, der jetzt Umsteigebahnhof zum Fernverkehr geworden war, auf den Berliner Außenring geführt.

Da nun ab Marienfelde kein Mischverkehr mehr mit der Fernbahn herrschte, konnte jetzt die Durchbindung Rangsdorf - Nordbahnhof bis nach Velten verlängert werden.
Nach dem Mauerbau am 13. August 1961 wurde die Strecke zwischen Lichtenrade und Mahlow unterbrochen. Die S-Bahn fuhr im Westteil Berlins jetzt nur noch zwischen Lichtenrade und Heiligensee. Zwischen Mahlow und Rangsdorf gab es noch für einen Monat einen Inselverkehr mit der S-Bahn, der durch die Verlängerung der Wünsdorfer Vorortbahn von Rangsdorf nach Mahlow ersetzt wurde. Nachdem dieser 1963 nach Schönefeld gelenkt wurde, gab es als Ersatz einen Dieselbetrieb zwischen Blankenfelde und Mahlow mit dem so genannten "Blauen Bock".

Mit Übernahme der S-Bahn durch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) am 9. Januar 1984 blieb hier, auf der jetzt S2 genannten Strecke, der einzige Berliner S-Bahn Vorortverkehr übrig, mit der schon seit 1980 nach Frohnau geführten, und jetzt bis zum Anhalter Bahnhof verkürzten Linienführung. Die Verlängerungen, erst nach Gesundbrunnen und dann wieder nach Frohnau erfolgten noch im gleichen Jahr. Nachdem Pläne für neue S-Bahnhöfe an der Dudenstraße und am Kamenzer Damm verworfen wurden, wurde 1990 doch noch ein neuer Bahnhof an der Strecke eröffnet. Die Station Schichauweg entstand zum Abschluss des zweigleisigen Ausbaues zwischen Marienfelde und Lichtenrade.

Am 31. August 1992 kam es, nach vorheriger Stilllegung des "Blauen Bock", zur Wiederinbetriebnahme des Streckenabschnittes von Lichtenrade über Mahlow nach Blankenfelde. Dort bestehen Umsteigemöglichkeiten zu den Regional- und Fernzügen. Die Strecke der S2 von Blankenfelde hat heute nach Zielen wie Schönholz, Nordbahnhof und Waidmannslust nun Bernau/Buch als nördlichen Endpunkt.

Bild: Neubaustrecke Richtung Norden

Die Neubaustrecke der Anhalter-/Dresdener Bahn in Höhe des Südgeländes (4. Januar 2004).

Zwischen dem 19. April und dem 11. Mai 2004 war die Strecke zwischen Priesterweg und Attilastraße wegen der Errichtung eines neuen Kreuzungsbauwerkes über die zu diesem Zeitraum entstehende neue Fernbahntrasse der Anhalter Bahn unterbrochen. In diesem Zusammenhang entstanden auch erste Bauwerke nördlich und südlich des Prellerweges für die immer noch geplante Fernbahntrasse entlang der Dresdener Bahn, nämlich die Ausfädelung der beiden zukünftigen Gleise aus der Fernbahntrasse der Anhalter Bahn. Neben zwei Straßenüberführungen entstand auch ein sogenannter Overfly, der die Fernbahngleise der Anhalter Bahn überbrückt. Im Bereich des inzwischen entwidmeten ehemaligen Güterbahnhofs Mariendorf endet die Vorleistung. Eigentlich sollte die Fernbahntrasse zur Eröffnung des Flughafen BBI im Jahre 2011 fertig gestellt sein. Doch Verzögerungen im Planfeststellungsverfahren durch Einsprüche von Lichtenrader Anwohnern, die die Fernbahn gerne in einem Tunnel hätten, verschieben den Baubeginn vermutlich um mehrere Jahre. Mit dem Bau der Fernbahn würde auch der S-Bahnhof Marienfelde sowie der S-Bahnhof Blankenfelde einen Neubau jeweils in südlicherer Lage erhalten. Am S-Bahnhof Buckower Chaussee ist für einen späteren Zeitpunkt ein Regionalbahnhalt angedacht.

Ob die Zukunft eine erneute Verlängerung nach Rangsdorf bringt, ist ungewiss. In Blankenfelde würde in Zusammenhang mit dem Fernbahnausbau, durch die Verschiebung des S-Bahnhofes nach Süden zum Regionalbahnhof eine erste Vorraussetzung dafür geschaffen werden. Geplant war eigentlich nach der Wende eine zukünftige Wiederinbetriebnahme des Streckennetzes von vor 1961. Dazu würde auch die südliche Verlängerung der S2 über Dahlewitz nach Rangsdorf gehören.


Zur Dresdener Bahn gehören die folgenden Bahnhöfe:

Yorckstraße Südkreuz (Vorortbahn) Priesterweg Attilastraße
Marienfelde Buckower Chaussee Schichauweg Lichtenrade
Mahlow Blankenfelde Dahlewitz Rangsdorf

Autor:
Detlef Hoge

Quellen und weiterführende Buchtipps:
Berlins S-Bahnhöfe; Jürgen Meyer-Kronthaler/Wolfgang Kramer, be.bra Verlag, 1998
S-Bahn Berlin - Reiseführer - Geschichte(n) für unterwegs; Bernhard Strowitzki; Verlag GVE; 2002
125 Jahre Berlin-Dresdener Eisenbahn, Peter Bley, Alba Verlag, 1999

weiterführende Links:
Webseite: www.bsisb.de

letzte Änderung:
26. Oktober 2008

Veröffentlichung:
26. Oktober 2008

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