Die Stettiner Bahn


Im März 1836 gründete sich ein "Berlin-Stettiner Eisenbahn-Comité" mit dem Ziel des Baues einer Eisenbahnstrecke von Berlin nach Stettin.
Am 1. August 1842 eröffnete der erste Streckenabschnitt von Berlin Stettiner Bahnhof nach Eberswalde. Wenige Monate später folgte der Streckenabschnitt nach Angermünde. Fast auf den Tag genau, ein Jahr nach dem ersten Zug, war am 15. August 1843 die 133 Kilometer lange Strecke bis Stettin komplett fertig. In späteren Jahren wurde die Trassenführung über Gesundbrunnen verändert: 1897 fasste man die Gleise der Stettiner und der Nordbahn zusammen. Die Strecke wurde vom Stettiner Bahnhof bis nördlich der Bornholmer Straße viergleisig ausgebaut, man erreichte so eine Trennung von Fern- und Vorortverkehr. 1916 folgte die Inbetriebnahme der besonderen Vorortgleise vom Stettiner Bahnhof bis nach Bernau.

Bild: Nordbahnbrücken

Bornholmer Straße, Januar 1981: Der Halbzug der BR 275 überquert in Richtung Wollankstraße gleich die Nordbahnbrücke. Vor dem Mauerbau am 13. August 1961 fädelte sich hier die S-Bahnstrecke von und nach Bernau aus. Wo einst diese Gleise lagen, ist zum Zeitpunkt der Aufnahme nur der breite, freie Streifen zwischen beiden S-Bahngleisen erkennbar.

Am 8. August 1924 wurde schließlich der dampfbetriebene Vorortverkehr auf elektrische Züge umgestellt. Dieser Tag gilt als die Geburtsstunde der Berliner S-Bahn (die zum damaligen Zeitpunkt noch nicht so hieß!). Anfangs begannen und endeten die Züge noch im Stettiner Vorortbahnhof, der jedoch mit der Neueröffnung des unterirdischen S-Bahnhofes Stettiner Bahnhof (heute Nordbahnhof) am 27. Juli 1936 geschlossen wurde. An seine Stelle wurden weitere Abstellgleise des S-Bahnbetriebswerkes Nordbahnhof gebaut.

Die Züge der Nordstrecken fuhren von da an in den Nordsüd-S-Bahntunnel ein, vorerst nur bis zum S-Bahnhof Unter den Linden, ab dem 9. Oktober 1939 weiter bis Lichterfelde Ost, Mahlow und Wannsee.
Die Rückkkehr des Zweiten Weltkrieges brachte nicht nur kurzzeitigen Stillstand, sondern durch die geforderten Reparationsleistungen auch den Verlust des zweiten Streckengleises von Pankow bis Bernau. Die Deutsche Reichsbahn hatte dadurch lange Zeit betriebliche Nachteile: Um einen dichteren Fahrplan fahren zu können, mussten die Züge teilweise in Blankenburg und Buch in die Kehranlagen ausweichen. Bis in die 1980er Jahre hinein wurde das fehlende Gleis nach und nach wieder aufgebaut, bis heute fehlt es immer noch zwischen Berlin-Buch und Bernau.
Auch die Fernbahngleise der Stettiner Bahn erhielten erst 1974 ihr zweites Streckengleis wieder, außerdem wurde in Teilabschnitten zwischen 1985 und 1990 die Strecke elektrifiziert.

Im Jahre 1952 elektrifizierte die Reichsbahn die Gütergleise Pankow - Schönhauser Allee für die S-Bahn. Ab dem 25. Dezember 1952 fuhr die Zuggruppe Konrad im 40-Minutentakt zwischen Blankenburg und Warschauer Straße über die so neugeschaffene Verbindung. Dadurch erreichte man eine Umfahrung des französischen Sektors. Mit dem Bau der Mauer am 13. August 1961 wurde die ursprüngliche Streckenführung von Bernau in den Nordsüd-S-Bahntunnel unterbrochen, die mangelnde Kapazität der Gütergleise machten den Neubau eines neuen Gleispaares von Pankow nach Schönhauser Allee erforderlich. Diese Strecke wurde am 10. Dezember 1961 dem Verkehr übergeben. Von nun an fuhren die Züge 28 Jahre lang nur wenige Meter von der Mauer entfernt durch das Grenzgebiet. Für das Fahrpersonal bestanden hier besondere Anweisungen.

Bild: Bauarbeiten Nordkreuz

Nach dem Fall der Mauer wurde der Bereich Bornholmer Straße - Gesundbrunnen (Schönhauser Allee) grundlegend umgestaltet. Bei diesem Bauvorhaben, das unter dem Titel "Nordkreuz" bekannt wurde, baute man mehrere neue Tunnel und Unterführungen in den Berliner Untergrund . Da, wo jahrelang die Mauer stand, erinnert heute nichts mehr an Grenz- und Signalzäune, Kolonnenweg und Kontrollstreifen. Während die Bauarbeiten in vollem Gange sind, fährt ein Halbzug der BR 475 in den Hauptstadtfarben als S10 in Richtung Pankow. Die Gleise, die er benutzt, sind erst nach dem Bau der Mauer entstanden.

Der Fall der Mauer am 9. November 1989 brachte für die Reichsbahn und die spätere Deutsche Bahn große Umbaupläne im Abschnitt Pankow - Gesundbrunnen (Schönhauser Allee). Bis 2006 entstand hier im ehemaligen Grenzgebiet das Bauvorhaben "Nordkreuz". Die S-Bahnzüge, die jahrelang über den Ostring in Richtung Flughafen Schönefeld bzw. Grünau fuhren, werden seit September 2001 wieder auf ihre ursprüngliche Route in den Nordsüd-S-Bahntunnel geleitet. Die vor Dezember 1952 nicht existente Fahrverbindung zwischen Pankow und Schönhauser Allee wurde neu mit in die Umbaupläne für die S-Bahn integriert. Seit Mai 2003 wird sie regelmäßig wieder bedient.


Zur Stettiner Bahn gehören die folgenden Bahnhöfe:

Humboldthain Gesundbrunnen Bornholmer Straße Pankow
Pankow-Heinersdorf Blankenburg Karow Buch
Zepernick Bernau-Friedenstal Bernau  

Autor:
Mike Sraschewski

Quellen und weiterführende Buchtipps:
Berlins S-Bahnhöfe; Jürgen Meyer-Kronthaler/Wolfgang Kramer, be.bra Verlag, 1998
S-Bahn Berlin - Reiseführer - Geschichte(n) für unterwegs; Bernhard Strowitzki; Verlag GVE; 2002
Bahnknoten Berlin; Bernd Kuhlmann; Verlag GVE; 2000

letzte Änderung:
26. Oktober 2008

Veröffentlichung:
26. Oktober 2008

nach oben